Finanzcheck
Finanzielle Situation des eigenen Unternehmens beurteilen
Unternehmenskrisen wirken sich immer auf die Beschäftigten im Unternehmen aus. Im günstigsten Fall werden die MitarbeiterInnen dazu angehalten, Überstunden und Urlaub abzubauen, im schlechteren Fall erfolgen Einsparungen bei diversen Sozialleistungen, im schlechtesten Fall drohen Massenkündigungen und Betriebsschließungen. Wenn dem Betriebsrat erste Krisengerüchte zu Ohr kommen, sollte er möglichst rasch feststellen, wie weit sie bereits fortgeschritten ist. Nur so kann er einschätzen, ob es schon 5 vor 12 ist oder ob es noch genügend Zeit für soziale und kreative Maßnahmen gibt. Je weiter eine Krise fortschreitet, desto mehr gewinnt sie an Tempo und desto eher verringert sich der Reaktionszeitraum und Handlungsspielraum.
Eine Unternehmenskrise bricht nicht über Nacht aus. Ein Unternehmen wird nicht von heute auf morgen insolvent. In fast allen Fällen gibt es schon viele Monate, manchmal sogar Jahre die ersten Anzeichen und Symptome, bevor die Krise akut wird. Unternehmenskrisen durchlaufen fast immer 3 Stadien, beginnend mit einer Strategiekrise, die in der Folge in eine Ertragskrise übergeht und mit der Liquiditätskrise endet. Die Reihenfolge ist immer dieselbe, sofern nicht rechtzeitig adäquate Gegensteuerungsmaßnahmen ergriffen werden. Strategiekrisen werden als solche oft nicht einmal erkannt. Die für alle Beteiligten sichtbare und oft schmerzhafte Ertrags- und vor allem Liquiditätskrise folgt erst später.
Ein Unternehmen macht hohe Gewinne, hat steigende Umsätze und eine gute Presse und kann trotzdem ganz langsam in eine Strategiekrise schlittern. Die Zahlen sind ok, Erfolgspotentiale wie z.B. ein besonderer Wettbewerbsvorteil, die Qualität der Produkte oder ein gutes Markenimage bekommen jedoch erste Kratzer. Die Zukunftschancen sind beeinträchtigt. Eine Früherkennung ist dennoch anhand diverser Indikatoren möglich. Klassische erste Anzeichen sind das Fehlen neuer Produkte durch Vernachlässigung von Forschung und Entwicklung, Fehlinvestitionen, eine nachlassende Produktqualität, ein Ansteigen der Kundenbeschwerden bzw. -reklamationen, versäumte Liefertermine, gestiegene Forderungen oder sinkende Auftragsstände.
Wird in der Strategiekrise nicht gehandelt, folgt früher oder später die Ertragskrise. Sie ist durch rückläufige Umsätze, sinkende Gewinne bzw. Verluste oder niedrigere Rentabilitäten gekennzeichnet. Eventuelle Verluste zehren am Eigenkapital. Eine Ertragskrise ist im Zahlenwerk des betrieblichen Rechnungswesens (Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz, Kostenrechnung) durchaus erkennbar. Auch eine sinkende Produktivität, unausgelastete Kapazitäten, einmalige Erträge wie Anlagenverkäufe und Rückstellungsauflösungen und vermehrte Preisnachlässe sind Indikatoren der Ertragskrise.
Dauert die Ertragskrise länger an und verfügt das Unternehmen nur über eine schmale Eigenkapitalausstattung, ist die Liquiditätskrise unausweichlich. Aufgrund der schlechten Ertragssituation und der unbefriedigenden Selbstfinanzierungssituation (niedriger oder negativer Cash Flow) werden die liquiden Mittel immer knapper. Zu Beginn können „finanzielle Löcher“ oft noch durch weitere Kreditaufnahmen, Umschuldungen und Verpfändungen geschlossen werden. Wenn Kredite nur mehr gegen erhöhte Sicherheiten erfolgen, sich die Lieferanten durch Eigentumsvorbehalt oder Lieferung gegen Barzahlung absichern, Rückstände beim Finanzamt und bei den Sozialversicherungen hoch werden, Kurzarbeit droht und Löhne und Gehälter verspätet ausbezahlt werden, ist die Situation schon mehr als ernst. Wenn das Unternehmen seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, Gläubiger das Vertrauen verlieren und keine weiteren Kredite gewähren bzw. Kredite fällig stellen, droht die Insolvenz.
Zur genauen Analyse der Liquiditätskrise benötigt man laufende Finanzpläne, die lückenlos alle zukünftigen Ein- und Auszahlungen und ihren zeitlichen Anfall aufzeichnen, um die „Zahlungslücke“ zu erheben. Um den Weiterbestand des Unternehmens zu gewährleisten, muss jedenfalls die Zahlungsfähigkeit gesichert werden, sonst droht Insolvenz.
Maßnahmen zur Sicherung der Liquidität können von den Eigentümern durch Gesellschafterzuschüsse bzw. Kapitalerhöhung erfolgen. Auch der Verkauf von nicht betriebsnotwendigem Vermögen oder sale & lease back Finanzierungen oder Zuschüsse der öffentlichen Hand sind denkbar.
IFAM Tipp
Die relevanten Informations- und Beratungsrechte des Betriebsrates sind in den §§ 91 (allgemeine Informationsrechte), 92 (Beratung, Quartalsbesprechungen), 108 (Wirtschaftliche Informations-, Interventions- und Beratungsrechte, Anspruch auf den Jahresabschluss, Wirtschaftspläne) und 109 (Mitwirkung bei Betriebsänderungen) des Arbeitsverfassungsgesetzes geregelt. Nutzen Sie diese!Reserven des Unternehmens – Eigenkapital
Je höher das Eigenkapital des Unternehmens ist, desto länger können Verluste aufgefangen werden, desto länger überleben Unternehmen in der Krise.
Eigentümerstruktur – Konzern
Fremdkapital – Kredite
Je höher das Fremdkapital ist, desto höher die Zinsbelastung des Unternehmens, desto eher sinkt momentan die Bereitschaft von Banken, weitere Kredite zur Verfügung zu stellen. Auch die Laufzeit bzw. Fälligkeit ist entscheidend.
Finanzanlagevermögen
Gewinne/Verluste
Macht das Unternehmen noch Gewinne oder bereits Verluste? Wie verteilt sich der Jahresüberschuss bzw. -fehlbetrag auf das operative Geschäft (EBIT) bzw. das Finanzgeschäft (Finanzerfolg)?
Kundenstruktur
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