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Checkliste Unternehmenskrise

Im Folgenden werden Vorschläge gemacht, welche Maßnahmen der Betriebsrat bei einer Unternehmenskrise ergreifen kann. Diese Checkliste soll Betriebsrät:innen Ideen für mögliche Handlungsfelder liefern.

  • Beobachten Sie laufend erste Anzeichen einer Krise (gesellschaftliche Megatrends wie Diversität, Klimawandel oder Digitalisierung werden ignoriert, Innovation und Weiterentwicklung werden vernachlässigt), selbst wenn die Ertragszahlen positiv sind und das Unternehmen einen gesunden Eindruck macht. 

  • Verfolgen Sie die Berichterstattung des Risikomanagements. Welche Risiken drohen, welche Maßnahmen zur Risikosteuerung und Risikominimierung sieht das Risikomanagement vor?

  • Legen Sie besonderes Augenmerk auf das „Durchhaltevermögen“ des Unternehmens. Je höher das Eigenkapital des Unternehmens ist, desto länger können Verluste aufgefangen werden, desto länger überlebt das Unternehmen in der Krise, desto geringer ist die Dringlichkeit von notwendigen Maßnahmen. Ein „Zeitpolster“ ermöglicht ein gezieltes und überlegtes Herangehen, negative Auswirkungen auf die Belegschaft können abgeschwächt werden.

  • Wenn sich eine Krise abzeichnet, versuchen Sie einzuordnen, wie weit fortgeschritten sie ist: Strategie-, Ertrags-, Liquiditätskrise. Je mehr Zeit verstreicht, desto weniger Zeit bleibt für Maßnahmen zur Gegensteuerung. Der Handlungsspielraum des Betriebsrates wird ebenfalls zunehmend enger.

  • Sammeln Sie Informationen. Fordern Sie Material an: Jahresabschlüsse, Wirtschaftspläne, Deckungsbeitragsrechnungen, Planrechnungen, Investitionsrechnungen etc.

  • Machen Sie sich ein Bild über die Ursachen der Krise. Wenn bisher keine brauchbare Ursachenanalyse erstellt wurde, könnten Sie als Betriebsrat gezielt auf eine Aufarbeitung der Ursachen drängen bzw. dahingehend Impulse geben.

  • Ziehen Sie Berater:innen und Expert:innen aus Gewerkschaften und Arbeiterkammern zur Unterstützung bei der Analyse von Daten und Berichten bei, damit Sie die Situation realistisch einschätzen und die Dringlichkeit von Maßnahmen besser beurteilen können.

AK Beratung

Die AK Berater:innen unterstützen Sie gerne bei der Analyse von Finanzdaten und Jahresabschlüssen.

  • Versuchen Sie auf den Umgang mit der Krise einzuwirken. Besonders wichtig ist die Kommunikation in der Krise auf allen Ebenen - mit den Beschäftigten, der Geschäftsleitung, innerhalb des Betriebsrates etc.

  • Suchen Sie den Kontakt mit der Geschäftsleitung und weiteren Verantwortlichen. Unterstützen Sie Maßnahmen, die einen „gesteuerten Umgang“ mit der Krise ermöglichen.

  • Aktivieren Sie ihr Netzwerk. Überlegen Sie, wer ihre Verbündeten sind und von wem Sie Unterstützung erhalten können. Denken Sie dabei an Führungskräfte innerhalb des Unternehmens, Betriebsratskolleg:innen aus anderen Unternehmen, Kolleg:innen aus Gewerkschaften und Arbeiterkammern, Politiker:innen, relevante Gläubiger:innen sowie an Kapitalvertreter:innen aus dem Aufsichtsrat.

  • Machen Sie sich mit der Eigentümerstruktur vertraut, informieren Sie sich über die Gesellschafter:innen und Aufsichtsrät:innen des Unternehmens. Klären Sie, wie es um die finanzielle Lage des gesamten Konzerns bzw. einzelner relevanter Tochtergesellschaften bestellt ist. Informieren Sie sich über die Höhe der Gewinnausschüttungen in den letzten Jahren an die Eigentümer:innen sowie über die Möglichkeiten der Eigentümer:innen, eine Kapitalerhöhung vorzunehmen.

  • Klären Sie die Einflussmöglichkeiten des lokalen Managements – vor allem in internationalen Konzernen.

  • Holen Sie die Positionen zur Krise von den anderen AkteurInnen ein, z.B. Aufsichtsrat, Abschlussprüfer:in: Hat die/der Abschlussprüfer:in von der Redepflicht Gebrauch
    gemacht? Welche bestandsgefährdenden Tatbestände sieht die/der Abschlussprüfer:in?

  • Je höher Fremdkapital und Verschuldungsdauer sind, desto schlechter werden das Rating des Unternehmens bzw. die Kreditwürdigkeit ausfallen. Die Bereitschaft on Banken und anderen Gläubiger:innen sinkt, weitere Kredite zur Verfügung zu stellen.

  • Legen Sie besonderes Augenmerk auf die Umsatzentwicklung und die Ertrags- bzw. Verlustsituation des Unternehmens.

  • Wenn Sanierungsmaßnahmen ergriffen werden, lassen Sie sich den Restrukturierungs- bzw. Sanierungsplan vorlegen: Zeitplan, Ziele, Strategie, Maßnahmen, Szenarien. Legen Sie besonderes Augenmerk auf die geplanten Sanierungsmaßnahmen sowohl auf der operativen als auch auf der strategischen Ebene.

  • Wenn externe Berater:innen zur Unterstützung herangezogen werden, informieren Sie sich über den Auftrag und die vereinbarten Ziele.

  • Überlegen Sie sich in Bezug auf die gelebte Unternehmenskultur Ihre eigene Rolle als Betriebsrat bei den geplanten Restrukturierungen. Wollen sie aktiv und gestaltend bei vorgeschlagenen Maßnahmen des Unternehmens mitwirken oder ist es z.B. aus Sicht der Betriebsratskörperschaft ein gangbarerer Weg, sich gegen vorgesehene Maßnahmen zu wehren und alle Rechte auszuschöpfen, die zur Verfügung stehen?

Buchtipp

Ratgeber Unternehmenskrise
2. Auflage 2021

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Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien

Prinz Eugenstraße 20-22
1040 Wien

Telefon: +43 1 50165-0

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