Projektarbeiten
Arbeiten in Projekten ist in der Gewerkschafts- und Betriebsratsarbeit bereits gängige Praxis. Aber wann hat man schon einmal die Gelegenheit, ein Projekt idealtypisch durchzuführen, d. h. zu Beginn genau die Ziele festzulegen, Zielgruppen zu bestimmen, Zeitpläne aufzustellen und immer wieder zu kontrollieren. Dabei werden die Teilnehmer:innen von unterschiedlichen Expert:innen begleitet. Die Projekte finden auch nach der Zeit in der SOZAK in der betrieblichen und überbetrieblichen Interessensvertretung Anwendung.
Arbeiten in Projekten
Projekte als eine Form des exemplarischen Lernens gehören seit vielen Jahren zur SOZAK. Hier lassen sich die Weiterentwicklung und der Ausbau von unterschiedlichen Kompetenzen verknüpfen: Neben dem Erlernen von Werkzeugen des Projektmanagements sind dies v. a. Methodenkompetenzen wie Zielformulierung, Prozessplanung und Zeitmanagement sowie konkreter die selbstständige Beschaffung, Selektion und Verarbeitung von Informationen zu einem bestimmten Thema.
Gruppenarbeiten
Nicht zuletzt findet die Arbeit in einer Gruppe statt, d. h. die soziale Komponente, die Einigung auf einen gemeinsamen Plan, auf eine Arbeitsteilung usw. ist dabei zentral. Deshalb ist es wichtig, dass sich alle mit ihren Themen und Gruppen identifizieren. Nur so ist genug Motivation da, über den Verlauf der SOZAK an dem Projekt zu arbeiten.
Praxisbezug im Vordergrund
Das hört sich theoretisch an, ist es aber nicht. Im Vordergrund der Projektarbeiten steht immer der Praxisbezug: Sie befassen sich mit aktuellen, gewerkschaftspolitisch relevanten Themen und sollen diese aufarbeiten und in ein konkretes Produkt gießen, das Gewerkschaften in ihrer Arbeit unterstützt.
Projektbegleitung
Damit die Projekte tatsächlich praxisnah sind, werden sie fachlich begleitet:
- Die Basis legt ein Seminar zu Projektmanagement.
- Jedes Projekt, das im Rahmen der SOZAK durchgeführt wird, benötigt eine:n Projektbetreuer:in aus den Gewerkschaften oder Arbeiterkammern – sie übernehmen die inhaltliche Beratung und stellen sicher, dass das geplante Produkt die Zielsetzungen angemessen unterstützt.
- Teilnehmer:innen bekommen Unterstützung bei der Gestaltung des Endproduktes.
Projekte des 74. Lehrgangs
BR.AI.N – Betriebsrätliche AI Nutzung
Die Arbeitswelt wird durch Künstliche Intelligenz nachhaltig verändert. Hier knüpft die Projektgruppe „BR.AI.N“ an. Damit nicht jedes Gremium den Umgang mit KI von Grund auf erforschen muss, bietet das Projekt einen Überblick über die wichtigsten Regeln, die im Umgang mit KI beachtet werden müssen. Mit einer Broschüre werden Betriebsrät:innen unterstützt, neue Herausforderungen durch KI anzugehen und technologische Übergänge in ihren Betrieben erfolgreich begleiten zu können. Zudem verweist das Projekt auf die KI-Starthilfe des ÖGB und trägt so dazu bei, dieses neue Werkzeug für Betriebsrät:innen noch zugänglicher zu machen.
Gesundheit hat ein Geschlecht
Auf betrieblicher Ebene fehlen oft ausreichende Informationen und Wissen, um geschlechterspezifische gesundheitliche Gefährdungen vorzubeugen. Das Projekt „Gesundheit hat ein Geschlecht“ widmet sich der Beleuchtung dieses Themas. Ziel ist, durch Berücksichtigung des Geschlechts für mehr Chancengleichheit zu sorgen und psychische sowie physische Belastungen in frauendominierten Berufen genauer zu beleuchten. Betriebsrät:innen sollen mittels Broschüren und Getränkeuntersetzer informiert und sensibilisiert werden, um betriebliche Gesundheitsförderung gendergerechter gestalten zu können. So sollen nachhaltige Verbesserungen in der Gesundheitsvorsorge und im Arbeitsumfeld erreicht werden.
Im Spannungsfeld
Das Projekt „Im Spannungsfeld“ steht im Zeichen der spielerischen Wissensvermittlung und des gemeinsamen Erlernens von Inhalten. Ziel ist es, betriebs- und gesellschaftspolitisches Wissen zu vermitteln und Arbeitnehmer:innen zu befähigen, Regeln, Kompromisse und Abläufe aktiv mitzugestalten. Im Fokus stehen Themen wie Lohnebenkosten, Gewerkschaften, Kollektivvertrag, Mindestsicherung, Vermögenssteuer oder die Einführung von verbilligten Mittagessen. Um diese Inhalte zu vermitteln, wurde ein Planspiel entwickelt, welches Seminarleiter:innen und Workshopleiter:innen zur Verfügung stehen und sie dabei durch interaktive und praxisnahe Methoden unterstützen soll die Wissensvermittlung nachhaltig und verständlich zu gestalten.
Lohnnebenkosten erhöhen – LNK+
Das Projekt „Lohnnebenkosten erhöhen“ kurz „LNK+“ zielt darauf ab, Fakten zu Lohnebenkosten einfach und verständlich aufzubereiten. Dabei werden die historische Entstehung und aktuelle Verwendung erläutert, und Themen wie Bildung, Gesundheit, Infrastruktur und Unfallversicherung beleuchtet. Ziel ist, komplexe Zusammenhänge leicht verständlich zu verpacken und so ein breites Publikum zu erreichen. Dazu hat die Projektgruppe ein anschauliches Video erstellt, welches auch den Gewerkschaften für Bildungszwecke bereitgestellt wird.
Projekte des 73. Lehrgangs
Let's Organize. Stronger together.
Für die erfolgreiche Durchsetzung der Forderungen von Arbeitnehmer:innen bedarf es einer verstärkten Mobilisierung der Mitarbeiter:innen. Das Konzept „Organizing“ soll dabei unterstützen, die Bindung zwischen Gewerkschaft und Belegschaft zu stärken, um Mitbestimmung weiterhin aktiv zu leben.
Dabei soll, mit der Erstellung eines Kommunikationsnetzwerkes der Informationsfluss zwischen Betriebsrat und Arbeitnehmer:innen verbessert werden. Durch die klarere Kommunikation von Aktionen und betriebsrätlichen Zielen sollen Beschäftigte zur Beteiligung an gewerkschaftlichen Maßnahmen ermutigt werden. Ebenso soll so der Austausch zwischen Betriebsrat und Belegschaft weiter gestärkt werden und Arbeitnehmer:innenforderungen besser durchgesetzt werden.
Um die Umsetzung des Konzepts in Betrieben zu vereinfachen hat das Projektteam einen anschaulichen Organizing-Guide erarbeitet.
Verteilungsgerechtigkeit-Sensibilisierung von Meinungsbildner:innen
Verteilungsgerechtigkeit ist ein komplexes Thema, das polarisiert. Hitzige Stammtischdiskussionen sind keine Seltenheit und werden oft auf der Grundlage von mangelndem Wissen geführt. Insbesondere in neoliberalen Zeiten drohen solidarische Errungenschaften in Vergessenheit zu geraten.
Ziel des Projektes ist, einen Beitrag in der Bildungs- und Aufklärungsarbeit zu leisten. So soll ein besseres Verständnis der Auswirkungen einer solidarischen Lebensweise und des Sozialstaats geschaffen werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde von der Projektgruppe eine Broschüre zum Thema gestaltet und zusätzlich Workshops designed und organisiert. Primär werden dabei Betriebsrät:innen, Jugendvertrauensrät:innen, Arbeitnehmer:innen und Interessierte angesprochen. Sie können als Multiplikator:innen zur nachhaltigen Meinungsbildung beitragen.
Arbeitnehmerinnen Checkpoint
„Um Frauenpolitische Themen in den Betrieben präsenter zu machen, möchten wir einen vereinfachten und mehrsprachigen Zugang für Arbeitnehmerinnen schaffen“, schreibt das Projektteam. Kompakte und mehrsprachige frauenpolitische Informationen wurden durch Visitenkarten, die sich in einer gebrandeten Box mit Damenhygieneprodukten befinden, verbreitet.
Am Weltfrauentag startete eine Pilotphase mit einer solchen Box und das Projektteam führte eine Umfrage durch, wie der selbstgebaute Prototyp mitsamt Inhalt ankam.
Auf Basis der Rückmeldungen adaptierten sie die Box und die Informationen, die auf den Menstruationsprodukten, zu Belästigung im Betrieb und diversen Hilfekontakten, zu finden waren.
Projekte des 72. Lehrgangs
MigrantDRINNEN
Migrant:innen fühlen sich im hohen Ausmaß von demokratischer Partizipation ausgeschlossen. Das Wahlrecht ist hierzulande grundsätzlich an die österreichische Staatsbürgerschaft gebunden. Vielen Migrant:innen ist es oft nicht bewusst, dass sie als Arbeitnehmer:innen aktives und passives Wahlrecht haben, etwa bei Arbeiterkammer-, Betriebsrats-, Jugendvertrauensrats- oder Behindertenvertrauenspersonen-Wahlen.
Das Projekt soll Bewusstsein bei Kolleg:innen mit Migrationshintergrund schaffen, um auch sie für die Arbeitnehmer:innenbewegung zu begeistern.
Red ma drüber: Schwerarbeit
Im Jänner 2007 wurde die Schwerarbeitspension eingeführt. Die Gesetzeslage ist aus unserer Sicht nicht mehr zeitgemäß. Die Streitfrage ist, wer als „Schwerarbeiter:in“ gilt oder gelten sollte. Es gibt komplizierte Formulare, die für alle Beteiligten oft eine Herausforderung darstellen. Das Projekt „Red ma drüber“ erfasst verschiedene Probleme rund um die Schwerarbeitspension und liefert Lösungsansätze und Forderungen aus Gewerkschaftssicht. Diese wurden in der Broschüre “Schwerarbeit: Probleme & Lösungsansätze“ festgehalten.
How to speak Arbeitnehmer:innenvertretung?!?
Menschen, die nach Österreich immigriert sind bei ihrem Integrationsprozess zu unterstützen, ist eine herausfordernde und verantwortungsvolle Aufgabe, auch auf betrieblicher Ebene. Die Unterrichtsunterlagen, die in diesem Projekt entstanden sind, helfen Arbeitnehmervertreter:innen dabei, Kolleg:innen mit Migrationshintergrund die Wichtigkeit der Gewerkschaft näherzubringen.
Überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) reformieren – Aus für Lehrlinge zweiter Klasse! Lehrlinge in der ÜBA werden nicht nur in der Bezahlung stark benachteiligt, sondern werden ignoriert oder schlicht und einfach vergessen. Wir als Gewerkschaftsbewegung möchten ein Gegenzeichen setzen und ihre Position in der Gesellschaft verändern, in dem wir auf sie aufmerksam machen. Aus dem Projekt entstand die Broschüre „Auszubildende verdienen Respekt“