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AK Unternehmensradar 2024

Um eine Schnelleinschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung der größten Unternehmen des Landes durchführen zu können, erstellte die AK Wien im Dezember 2024 zum siebten Mal den AK Unternehmensradar. Insgesamt wurden 800 Jahresabschlüsse für 2023, die bereits vorlagen, einer Analyse unterzogen. In diesen Unternehmen, die im Jahr 2023 zusammen eine Betriebsleistung (Umsatz) von 319 Mrd. Euro (+3,4 %) und dabei einen Gewinn von 17,5 Mrd. Euro (-4,0 % zu 2022 bzw. +19,8 % zu 2021) erzielt haben, sind mit 656.000 Arbeitnehmer:innen rund ein Siebtel aller unselbständig Erwerbstätigen beschäftigt.


2023 noch krisenfeste finanzielle Stabilität vorherrschend 

Der erste Blick zeigt, dass die meisten Unternehmen nach wie vor mit einer krisenfesten finanziellen Stabilität ausgestattet sind. Die großen Kapitalgesellschaften verfügen über eine gesunde, straffe Finanzierungsstruktur. 2023 hat sich das Eigenkapitalfundament der untersuchten Unternehmen erfreulicherweise sogar wieder etwas verbessert und liegt im Schnitt bei sehr guten 38,7 Prozent. Drei Viertel der Unternehmen verfügen über eine gute Eigenkapitaldecke von über 24,2 Prozent. Gerade einmal 4,0 Prozent (2022: 4,9 Prozent) der untersuchten Unternehmen liegen unter der im Unternehmensreorganisationsgesetz (URG) definierten kritischen 8-Prozent-Marke. Auch die Zahlungsfähigkeit (Liquidität) – ein weiterer Stabilitätsfaktor – erweist sich nach wie vor als äußerst robust. Besonders in Krisenzeiten kommt dieser eine bedeutende Rolle zu. 

Gewinne 2023 noch auf einem guten, soliden Niveau

Trotz der wirtschaftlichen Widrigkeiten (Energiekrise, Schwierigkeiten bei den Lieferketten, Rekordteuerung, einsetzende Rezession) konnten die Unternehmen ihre operativen Gewinnspannen auf gutem Niveau halten. Im Schnitt ergeben sich 4,7 Prozent Gewinn allein aus dem Kerngeschäft. Vier Fünftel der Unternehmen (79,4 Prozent) konnten ein positives operatives Ergebnis erwirtschaften. Die kumulierten Jahresüberschüsse, also der Gesamtgewinn inklusive Zuschüsse und Beteiligungserträge, verringerte sich im Jahr 2023 lediglich um 4,0 Prozent gegenüber 2022. Im Vergleich zu 2021 haben sich die Gewinne in Summe um 19,8 Prozent erhöht. Nach wie vor wird eine sehr gute zweistellige Eigenkapitalrendite verdient. Die Dividenden haben sich erfreulicherweise 2023 deutlich reduziert, die Ausschüttungsquote lag aber immer noch bei 64,0 Prozent. Stellt man die Ausschüttungen in Relation zur Bruttolohn- und Gehaltssumme – die sogenannte Ausschüttungstangente – wird erst die Schieflage in der betrieblichen Verteilungspraxis sichtbar. Diese liegt bei sehr hohen 34,9 Prozent. Das heißt, die Dividenden machen etwa ein Drittel der Lohn- und Gehaltssumme aller in diesen Unternehmen beschäftigten 656 Tausend Arbeitnehmer:innen aus. 

Unternehmen konnten sich die höheren Lohnabschlüsse leisten

Es zeigt sich, dass bei den Pro-Kopf-Kennzahlen das schwierige Umfeld der letzten Jahre noch bis ins Jahr 2023 keine Spuren hinterlassen hat. Zwar konnte aufgrund der hohen Inflation und der entsprechend höheren Lohn- und Gehaltsabschlüsse im Jahr 2023 die Entwicklung der Wertschöpfung und des Gewinns mit den Lohn- und Gehaltssteigerungen nicht ganz mithalten, jedoch zeigt der Jahresvergleich mit 2021 ein anderes Bild: Verglichen mit 2021 stieg die Wertschöpfung seither mit 13,97 Prozent marginal (+0,06 Prozent) stärker als der Bruttoverdienst (+13,91 Prozent). Der durchschnittliche Bruttoverdienst in den heimischen Großbetrieben lag 2023 bei 56.186 Euro. Die Gewinne pro Kopf konnten zwar mit 31.770 Euro pro Kopf nicht das Rekordniveau von 2022 (34.553 Euro) halten, lagen damit aber immer noch um 16,7 Prozent über dem Gewinnniveau von 2021.

Effektive Unternehmensbesteuerung sinkt weiter

Angesichts der großen gesellschaftlichen Herausforderungen und der Budgetkrise des öffentlichen Haushalts stellt sich einmal mehr die Frage, ob die Senkung des Körperschaftsteuersatzes wirklich eine adäquate, notwendige Maßnahme war. In den großen Kapitalgesellschaften liegt im Jahr 2023 der effektive Steuersatz mit 20,3 Prozent um 3,7 Prozentpunkte unter dem nominellen Steuersatz für 2023; und immer noch um 2,7 Prozentpunkte unter dem 2024 gesetzlichen Körperschaftsteuersatz von 23 Prozent. Bezogen auf die Betriebsleistung (bzw. den Umsatz) liegt die Gewinnsteuer gerade einmal bei 1,35 Prozent. Ein steuerlicher Nachteil für den Unternehmensstandort ist damit weit und breit nicht in Sicht.

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