
Schnelles Geld durchs „Pfandl“
Viele Haushalte spüren die Teuerungen – wer vorübergehend schnell Geld braucht und zum Pfandleiher geht, zahlt einen hohen Preis. Ein AK Mystery Shopping-Test bei sieben Pfandleihern in Wien zeigt: Die Pfandleihe ist nicht nur ein sehr teurer Kredit, sondern auch undurchsichtig bei den verrechneten Kosten. Es können bis zu 60 Prozent Zinsen pro Jahr und zusätzlich viele hohe Spesen anfallen. Die AK verlangt klare gesetzliche Regeln für die Darstellung und Information über diese Kosten.
AK testete sieben Pfandleiher
Kurzzeitig „nicht flüssig“ – der Weg ins Pfandleihhaus als Alternative? Das kommt teuer! Die AK testete sieben Pfandleiher. Die AK Testkäufer:innen verpfändeten gleichartige Notebooks und Goldmünzen und lösten sie vor dem Verfallstag der Pfandleihe wieder retour. Die Bewertung der drei Notebooks fiel höchst unterschiedlich aus – je nach Pfandleiher zwischen 50 und 150 Euro, bei der Goldmünze zwischen 326 und 425 Euro.
Der Schwerpunkt des AK Tests lag auf der Analyse der schriftlichen Unterlagen zu den Pfandleihverträgen. „Alle AK Testkäufer:innen erhielten zwar Pfandscheine, aber die Darstellung der Zinsen und Spesen war oft mangelhaft. Positivbeispiele waren die Ausnahme: Etwa dann, wenn die Darlehenszinsen – sowohl als Prozentsatz als auch in Euro-Beträgen angegeben – und die Spesen übersichtlich in Tabellen dargestellt wurden“, erzählen die AK Konsument:innenexperten.
"Haarsträubende" Pfandscheine
„Andere Pfandscheine wiederum waren haarsträubend: So wurde in einem Fall in der Fußnote auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen auf der Rückseite verwiesen – dort war aber gar nichts. Andere enthielten unvollständige Kostenangaben. In einem Fall beanstandete der Testkäufer die fehlenden Kostenangaben: Auf Nachfrage hieß es, die Zinsen und Spesen stehen im Aushang – dieser entpuppte sich als schwer lesbar, weil mit viel Kleingedrucktem.“
Die konkreten Zinssätze in Prozent waren nur auf zwei von sieben Pfandscheinen angegeben. „Die konkreten Zinsen und Spesen waren zwar im Regelfall im Gebührenblatt auf der Webseite des Pfandleihers zu finden. Aber nicht jeder Pfandleiher hatte eine Webseite – und man muss im Vorfeld wissen, dass sich dort ein Gebührenblatt befindet“, sagen die AK Konsument:innenschützer.
Zinsen bis zu 60 Prozent pro Jahr
Die verrechneten Monatszinsen für das Darlehen und die Manipulationsgebühren betrugen zwischen 3,5 und fünf Prozent – umgerechnet auf das Jahr satte 42 (APlus Kredit- und Finanzierungsgesellschaft, Cashy Austria, Dorotheum, eBörse) bis 60 Prozent (AV-Pfandhaus). Die Merkant Pfandleihe verrechnete laut Gebührentarif 1,5 Prozent pro Monat. Im AK Test jedoch betrug der von der AK errechnete Zinssatz sieben Prozent pro Monat. „Achtung, im Pfandleihgeschäft ist es üblich, dass Zinssätze pro Halbmonat angegeben werden – das bedeutet, pro Monat kommt das einer doppelten Belastung gleich“, warnt Prantner.
Nebenkosten häufig undurchsichtig
Neben den Zinsen können vielfältige Spesen anfallen:
- Ausfertigungs-/Abschluss-/Pfandscheingebühr ist üblich – 4,90 bis zwölf Euro;
- „Lagerkosten“, „Lagergebühren“ oder „Platzgeld“ – zwischen zwei und 9,90 Euro;
- Zwei Pfandleiher verrechneten zusätzlich zu den Darlehenszinsen auch eine Manipulationsgebühr von 2,5 bzw. drei Prozent pro Monat;
- Bei einem Pfandleiher fiel eine Bearbeitungsgebühr von einem Euro an;
„ Konsument:innen sollten aufpassen, denn die Spesen und Zinsen können in der Praxis – je nach Darlehensbetrag – unterschiedlich oder gestaffelt berechnet werden“, so die AK Konsument:innenschützer.
Die AK Testkäufer:innen lösten vor dem Verfallstag die Pfandgegenstände wieder zurück. Wurden die Darlehenszinsen taggenau gerechnet? Nein. Die anfallenden Zinsen wurden immer zumindest für das angefangene Halbmonat gerechnet, obwohl das Pfand nicht mehr beim Pfandleiher war. Generell: Auf den Rückgabescheinen fehlte häufig eine übersichtliche Darstellung der Positionen für tatsächlich verrechnete Zinsen und Spesen – auch die Angabe der Zinsstage bzw. der tatsächlichen zeitlichen Inanspruchnahme des Pfanddarlehens fehlte durchwegs.
Die AK Konsument:innenschützer: „Unsere AK Studie deckt erhebliche Transparenzmängel auf. Mehr Transparenz muss her – angesichts von Jahreszinssätzen von bis zu 60 Prozent und den vielen zusätzlichen Extragebühren!“
Unsere Forderungen
Die AK verlangt klare gesetzliche Standards für vorvertragliche Informationen und verständliche Verträge. Dazu zählen Pfandscheine mit Mindestinhalten für Konsument:innen. Diese umfassen klare Zins- und Spesenangaben, aussagekräftige Kostenkennzahlen wie Gesamtbetrag und den Jahreszinssatz in Prozent. „Aber auch bei Rückgabe des Pfandes ist eine transparente Kostenaufstellung in tabellarisch übersichtlicher Form nötig“, betont der AK Experte. Die Bundesregierung hat diese Defizite ebenfalls erkannt und im Regierungsprogramm klare und verständliche Darstellungsregeln bei den Pfandleihekosten vorgesehen.
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