
„Mit Respekt vor den Opfern richten wir den Blick auf jene Männer und Frauen, die Verbrechen ausführten. Die Täter:innen werden ihrer Anonymität entrissen – aber nicht vermenschlicht “. Die Historikerin Sophie Lillie und der Künstler Arye Wachsmuth rücken in ihrer Ausstellung in der AK Wien die Täter:innen der NS-Zeit in den Blickpunkt.
Die AK Wien, die seit 1960 in der Prinz-Eugen-Straße 20-22 ihren Hauptsitz hat, stellt mit der Dauerausstellung "Schaltstelle des Terrors" eine historische Aufarbeitung der Standortgeschichte dieses Hauses vor. Gezeigt werden auf 70 Quadratmetern 30 ausgewählte Täter:innen-Biografien, Informationen über die "Zentralstelle" und über 100 historische Fotos. „Es ist unsere gesellschaftliche Aufgabe, uns mit den dunklen Kapiteln der Geschichte unseres Landes und unserer Stadt zu befassen“ unterstreicht AK Direktorin Silvia Hruška-Frank die antifaschistische Tradition der AK. Die Presseunterlage zum neu gestalteten Erinnerungsort finden Sie hier.
Silvia Hruška-Frank, AK Direktorin: „Ohne die Opfer zu vergessen, wird auf die Täter:innen fokussiert. Damit gelingt eine in Österreich bisher ungewöhnliche Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen. Erstmals wird dabei auch die Rolle von Frauen als Täterinnen in der Zentralstelle für jüdische Auswanderung erforscht.“
Florian Wenninger, Leiter des Instituts für Historische Soziallforschung: „In der Zentralstelle wurde Bürokratie zu einem Gewaltakt der Hände, die Formulare stempelten, und der Blicke, die das Leid der Opfer ungerührt, mitunter wohl auch amüsiert, zur Kenntnis nahmen “. Mehr Infos zur "Zentralstelle" demnächst unter www.schaltstelle-des-terrors.at.
Am heutigen Standort der AK Wien in der Prinz-Eugen-Straße 20-22 befand sich bis 1954 das Palais der Bankiersfamilie Rothschild.
1938
Unmittelbar nach dem "Anschluss" Österreichs 1938 wird das Gebäude von NS-Behörden beschlagnahmt und dient bald als Sitz der von Adolf Eichmann gegründeten "Zentralstelle für jüdische Auswanderung".
Sie war Schaltstelle der systematischen Beraubung, sowie der Vertreibung und Ermordung österreichischer Jüdinnen und Juden. Von hier aus organisierte die "Zentralstelle" die Deportation von über 49.000 Männern, Frauen und Kindern aus Wien. 45.500 von ihnen allein in den Jahren 1941/1942.
1945
Die in der "Zentralstelle" tätigen SS- und Polizeiangehörigen tragen eine direkte Verantwortung für den Tod zehntausender Menschen. Mit wenigen Ausnahmen kamen sie nach 1945 mit milden Haftstrafen davon. Manche entgingen gänzlich der Justiz.
1954 bis 1960
Nach dem Zweiten Weltkrieg werden die Liegenschaften der Familie Rothschild restituiert. Die Arbeiterkammer Wien erwirbt zwei davon, die Theresianumgasse 16-18 (das heutige AK Bildungszentrum) und die Prinz-Eugen-Straße 20-22, die seit 1960 als Hauptsitz der Arbeiterkammer Wien fungiert.
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