Ferdinand Hanusch
Während seiner zweijährigen Tätigkeit als Staatssekretär baute er eine Sozialgesetzgebung auf, die als Vorbild für andere Staaten diente.
Quelle: Wienbibliothek im Rathaus
Anna Boschek musste bereits im Kindesalter arbeiten. Zunächst war sie als Heimarbeiterin tätig, mit elf Jahren in einer Perlenbläserei, dann unter anderem in einer Mundharmonikafabrik.
1891 trat sie der Sozialdemokratischen Partei und dem Arbeiterinnen-Bildungsverein bei; außerdem wurde sie Mitglied in der ersten Reichskommission der freien Gewerkschaften Österreichs. Ab 1894 war sie Gewerkschaftsangestellte. Anna Boschek war die erste Frau im Parteivorstand der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und nahm bis 1918 an fast allen Parteitagen teil. Am Parteitag 1900 formulierte sie gemeinsam mit Therese Schlesinger Kritik an der laschen Haltung der Partei zum Frauenwahlrecht. Als sie 1919 in die Konstituierende Nationalversammlung einzog, war sie eine der acht ersten weiblichen Abgeordneten. Sie gehörte dem Nationalrat bis zur gewaltsamen Ausschaltung der Demokratie unter Engelbert Dollfuß an und engagierte sich vor allem in Sozial- und Arbeitsfragen.
Im Rahmen der Mitarbeit am sozialrevolutionären Gesetzeswerk von Ferdinand Hanusch trat sie für die Gründung der Arbeiterkammern ein. Das Gesetz zum Achtstundenarbeitstag trug ebenso ihre Handschrift wie Vorlagen zur Arbeitsruhe, zum Nachtarbeitsverbot und zur Gewerbeinspektion. Federführend war sie auch daran beteiligt, dass das Hausgehilfinnengesetz die Gesindeordnung ersetzte. Ihre Rede auf dem österreichischen Gewerkschaftskongress 1928 ist unter dem Titel "Frauenarbeit und Gewerkschaften" im Druck erschienen (1929). Zusammen mit Käthe Leichter, die ihre parlamentarische Mitarbeiterin wurde, arbeitete sie nicht nur an allen sozialpolitischen Gesetzen mit, sondern war vor allem an den frauenpolitischen Aktivitäten der Freien Gewerkschaften, der Arbeiterkammer und der Sozialdemokratischen Partei maßgeblich beteiligt.
1934 wurde Anna Boschek durch das Dollfuß-Schuschnigg-Regime verhaftet und sieben Wochen im Polizeigefangenenhaus an der Elisabethpromenade festgehalten. Nach ihrer Entlassung stand sie unter Polizeiaufsicht. Trotzdem gelang es ihr, im Ständestaat mit jener Gruppe Sozialdemokraten, die sich bei Amalie Seidel trafen, Kontakt zu halten. 1945 trat Anna Boschek aus gesundheitlichen Gründen aus ihren politischen Funktionen zurück, blieb jedoch in der Sektion der Sozialdemokratischen Partei Österreichs des 15. Bezirkes aktiv und nahm an allen Frauen- und Gewerkschaftstagungen teil. Noch als 80-Jährige referierte sie bei politischen Schulungskursen, im Sommer 1957 hatte sie bei der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Wien ihren letzten großen Auftritt.
Prinz Eugenstraße 20-22
1040 Wien
Telefon: +43 1 50165-0
- erreichbar mit der Linie D -
© 2025 AK Wien | Prinz-Eugen-Straße 20-22 1040 Wien, +43 1 501 65