Schüler schauen betrübt drein
© Fabio Principe, stock.adobe.com
21.6.2024

Teure Kinderbetreuung im Sommer

Endlich Ferien – doch die große Erholung für alle bedeutet das nicht. Die Ergebnisse der Elternbefragung im Zuge der AK-Schulkostenstudie zeigen, dass Schulferien eine finanzielle und organisatorische Herausforderung darstellen, die die Familien groß teils privat stemmen. Die Eltern äußern Vereinbarkeitsprobleme von Erwerbsarbeit und Familie. Und nicht jedes Kind und jede:r Jugendliche:r bekommt wünschenswerte Ferienerlebnisse.

Große Ferien, große Herausforderungen

Damit die Schüler:innen in den Ferien gut betreut sind, organisieren erwerbstätige Eltern oft schon Monate im Voraus ein Betreuungsnetz aus Großeltern, Bekannten, Feriencamps und nehmen sich selbst Urlaub oder Zeitausgleich. Teils wird als Notlösung Homeoffice eingesetzt, was für die betroffenen Eltern eine massive Doppelbelastung bedeutet - in 17 Prozent der Haushalte übernehmen ältere Geschwister und damit Kinder Betreuungsaufgaben.

Ferienbetreuung wird groß teils privat gestemmt

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Bei der aktuellen Befragung von Eltern mit Schulkindern geben 81 Prozent der befragten Eltern an, die Sommerferien bereits durchgehend geplant zu haben. Im Durchschnitt über alle Schüler:innen hinweg gehen Kinder und Jugendliche

  • eine Woche in eine öffentliche Ferienbetreuung,
  • eine Woche in eine private Ferienbetreuung wie bspw. ein Feriencamp, 
  • eine Woche sind die Schüler:innen allein, unbetreut zu Hause und
  • sechs Wochen betreuen Eltern, Großeltern und Bekannte die Kinder.

Ältere Schüler:innen verbringen längere Zeit alleine zu Hause und besuchen kaum öffentliche Ferienbetreuung. Hier wird von den Eltern auch das fehlende leistbare Angebot für Teenager beklagt.

Sechs von zehn Eltern beschreiben die Organisation der Sommerferien als große Herausforderung. Jeder fünfte befragte Elternteil (19 Prozent) findet diese Organisation sehr belastend, weitere 39 Prozent ziemlich belastend. Insgesamt ergibt sich auf Basis der Elternbefragung in etwa eine Betreuungslücke in den Sommerferien von zwei Wochen, für die die Eltern sich mehr kostengünstige und erlebnisorientierte Angebote für ihre Kinder und Jugendlichen wünschen.

Finanzielle Belastungen

Feriencamps sind für viele Familien eine spannende Ergänzung, um die Interessen und Stärken ihrer Kinder zu fördern und die Betreuung zu organisieren. Teilweise können diese jedoch sehr kostspielig werden. Im Durchschnitt geben Eltern 415 Euro pro Kind für die Ferienbetreuung aus. Die Hälfte der Eltern empfindet die Kosten für die Ferienbetreuung als Belastung (49 Prozent). Besonders belastend sind diese Zusatzkosten für Familien mit nur einem Elternteil. 

Ferienbetreuung belastet Familien finanziell
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Vereinbarkeit

Während berufstätige Eltern in den meisten Fällen fünf Wochen Jahresurlaub haben, sind die Schulen in etwa 14 Wochen im Jahr geschlossen. Eltern müssen vielfach auf Großeltern und die Großfamilie zurückgreifen, um die Betreuung während der schulfreien Zeit zu bewältigen. Wenn sie diese Möglichkeit nicht haben, müssen sie auf andere – teils kostspielige – Betreuungsformen ausweichen. Damit Eltern einen wesentlichen Teil der Ferien selbst ihre Kinder betreuen können, jonglieren insbesondere Frauen mit ihrer Arbeit.

Ferienzeit ist Freizeit

ÖGB und Arbeiterkammer fordern schöne Sommerferien für jede Familie, die es jedem Kind und allen Jugendlichen ermöglichen, sich zu erholen und die eigenen Interessen weiterzuentwickeln. Die Eltern brauchen Betreuungssysteme, die verlässlich, kostengünstig und für Kinder und Jugendliche ansprechend sind.

Unsere Forderungen

  • Finanzielle Unterstützung für Ferienbetreuung: Die Ferienbetreuungsangebote werden oft von den Gemeinden finanziert und organisiert, diese sind sowohl personell wie auch finanziell damit überfordert und brauchen mehr Unterstützung, um ein breiteres Angebot zu setzen.

  • Teilhabe in der Freizeit sicherstellen: Es braucht niederschwellige Fördertöpfe, um im Bereich der Freizeitförderung Teilhabe von Kindern und Jugendlichen unabhängig vom Geldbörsel der Eltern sicherzustellen.

  • Entlastungen für armutsgefährdete Familien und Alleinerziehende: Sie trifft die Teuerung in besonderem Ausmaß. ÖGB und Arbeiterkammer fordert die Bundesregierung auf, ein Entlastungspaket (Anhebung Arbeitslosengeld und Sozialhilfe; Unterhaltsgarantie) sowie spezifische Unterstützungsangebote (z.B. Ferien- und Lerncamps) zu schaffen.

  • Eine sechste Urlaubswoche für alle – denn die Familien brauchen Erholung.

  • Arbeitgeber sind angehalten, Eltern mit schulpflichtigen Kindern mindestens drei Wochen Urlaub in den Sommerferien zu ermöglichen.

  • An einem Sommerbetreuungs-Gipfel führt kein Weg vorbei – die Betreuung für den Sommer muss schon im Herbst fixiert werden.
 

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