Mythen über die Lohnlücke
In unserem Faktencheck beleuchten wir Mythen über die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen.
Ursprünglich als Kampftag für das Frauenwahlrecht initiiert, wird auch 2025 wieder der Weltfrauentag begangen: Die Gleichstellung von Frauen schreitet in Österreich nur in Zeitlupe voran. Das zeigt der AK Gleichstellungsindex. Gerade mal 49 von 100 möglichen Indexpunkten erreicht die durchschnittliche österreichische Gemeinde.
Die neue Regierung steht vor der Aufgabe, für eine gerechte Verteilung der Sorgearbeit und gerechte Einkommen für Frauen zu sorgen. Damit Armut nicht mehr weiblich ist.
Gleichberechtigung 2.0? Wie kann das Regierungsprogramm für Frauen in die Gänge kommen? Antworten auf diese Fragen geben AK Präsidentin Renate Anderl und Caritas Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler:
Frauen (15 Prozent) haben in Österreich ein erhöhtes Armutsrisiko im Vergleich zu Männern (13 Prozent). Betrachtet man statt der Haushaltsebene die Einkommenssituation, sind sogar rund ein Drittel der Frauen armutsgefährdet.
Im Alter sind Frauen deutlich höher armutsgefährdet als Männer. So sind alleinlebende Pensionistinnen zu 28 Prozent armutsgefährdet (+11 Prozent im Vergleich zu alleinlebenden Pensionisten).
Auch bei der Erwerbstätigkeit zeigen sich deutliche Unterschiede. Ist eine Frau Hauptverdienerin, so ist diese Familie einem deutlich höheren Armutsrisiko ausgesetzt (+12 Prozent im Vergleich zum männlichen Hauptverdiener).
Alleinerziehende sind in Österreich hauptsächlich weiblich (83 Prozent) und haben eine der höchsten Armutsgefährdungsquoten (41 Prozent).
325.000 Kinder und Jugendliche sind in Österreich von Armut bedroht. Das ist jedes fünfte Kind. 88.000 Kinder und Jugendliche (5 Prozent) leben in absoluter Armut. Ein Grund für Kinderarmut ist Frauenarmut, insbesondere von Alleinerziehenden. Die Konsequenzen von Kinderarmut sind weitreichend: eingeschränkte Bildungschancen, gesundheitliche Probleme und soziale Benachteiligungen, die die sozialen und beruflichen Perspektiven stark beeinträchtigen.
Ein wichtiger Hebel ist hier der Unterhalt. Die neue Regierung hat einen Unterhaltsfonds angekündigt – das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Noch wichtiger wäre die Einführung einer Unterhaltsgarantie (Reform des Unterhaltsvorschusses) und die Auszahlung des Unterhaltsvorschusses unabhängig von der Zahlungsfähigkeit des/der Unterhaltspflichtigen und Gewährleistung der Unterhaltsgarantie über die Volljährigkeit hinaus (solange die Familienbeihilfe bezogen wird).
Ein wesentlicher Grund für das höhere Armutsrisiko von Frauen liegt in der ungleichen Verteilung von Sorgearbeit. Noch immer sind Frauen hauptzuständig für die unbezahlte Arbeit in Haushalt und Familie: Der Gender-Care-Gap beträgt in Österreich 43 Prozent. Frauen übernehmen also fast doppelt so viel Care-Arbeit wie Männer.
Beim Ausbau der Kinderbetreuung gibt es zwar Bewegung: Im Kindergartenjahr 2023/2024 besuchten rund 33 Prozent der 0–3-Jährigen und 94 Prozent der 3-5-Jährigen eine elementare Bildungseinrichtung. Knapp 60 Prozent ermöglichten eine Vollzeittätigkeit. Das ist ein Anstieg von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch bleibt eine Lücke von 40 Prozent und es gibt insbesondere bei den 0–3-Jährigen Nachholbedarf. AK und Caritas fordern daher einen Ausbau der Kinderbetreuung und gesetzliche Rahmenbedingungen zur Förderung von Halbe-Halbe.
Zum niedrigeren Stundenlohn von Frauen kommt ein geringeres Ausmaß an Erwerbsarbeit. Gerade in Branchen, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten, setzen Unternehmen bevorzugt auf Teilzeitkräfte.
Während die durchschnittliche Teilzeitquote der Frauen bei 56 Prozent liegt, liegt sie bei Männern bei 10 Prozent. Das ergibt ein Gefälle zwischen Frauen und Männern von 45,8 Prozentpunkten! Der wichtigste Grund für Frauen, Teilzeit zu arbeiten, ist die Kinderbetreuung.
Der AK Gleichstellungsindex beantwortet die Frage: Wo gibt es Fortschritte oder auch Rückschritte bei der Gleichstellung zwischen den Geschlechtern? Den größten Aufholbedarf gibt es neben dem Einkommen (gerade mal 19 Indexpunkte) bei der Teilzeit (gerade mal 18 Indexpunkte).
Prinz Eugenstraße 20-22
1040 Wien
Telefon: +43 1 50165-0
- erreichbar mit der Linie D -
© 2025 AK Wien | Prinz-Eugen-Straße 20-22 1040 Wien, +43 1 501 65