3 Jugendliche im Gespräch
© Lukas Beck
1.12.2025

Kein Geld, hohe Miete, wenig Chancen

Eine Langzeitstudie des Instituts Foresight im Auftrag der AK zeigt eine alarmierende Entwicklung: Immer mehr junge Wiener:innen kämpfen beim Start in ein eigenständiges Leben mit großen Schwierigkeiten beim Einkommen, bei der ersten Wohnung und bei der Mitsprache in ihrer Stadt und in dem Land, in dem sie leben. AK Bereichsleiterin Ilkim Erdost und Martina Zandonella vom Institut Foresight schlagen ein 5-Punkte-Programm vor: 


Kein Auskommen mit dem Einkommen

Der Anteil an jungen Menschen, bei denen das Einkommen nur knapp oder gar nicht reicht, ist von 2008 bis 2023 von 16 auf 32 Prozent gestiegen. Ein Blick in die aktuelle Arbeitsmarktstatistik bestätigt diese Befragung. Die Zahl der jungen Menschen unter 30 auf Arbeitssuche steigt stetig an. Im Oktober 2025 waren etwa 54.000 junge Wiener:innen beim AMS arbeitslos vorgemerkt, in Schulungen oder auf Lehrstellensuche.

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Wohnen: befristet, zu eng, zu teuer

Die erste eigene Wohnung ist ein entscheidender Schritt im Leben junger Menschen. Aber in leistbare geförderte Wohnungen ziehen nur die Wenigsten: In geförderten Wohnungen leben nach dem Auszug aus dem Elternhaus nur mehr 35 Prozent. Fast jede und jeder Zweite (rund 49 Prozent) mit eigenem Haushalt lebt in privater Hauptmiete. Das sind im Vergleich die teuersten Wohnungen am Markt.

Bei privaten Wohnungen schnellten die Neuvertrags-Mieten (brutto) zwischen 2008 und 2024 von rund 8,50 Euro auf fast 14 Euro pro Quadratmeter in die Höhe. Im Schnitt kostet aktuell auf dem privaten Wohnungsmarkt eine 70 Quadratmeter-Wohnung etwa 250 Euro pro Monat mehr als eine geförderte Wohnung gleicher Größe.

2008 wohnten etwa 15 Prozent der jungen Wiener:innen in befristeten Mietverhältnissen, 2023 waren es mit 36 Prozent mehr als doppelt so viele. Besonders von Befristungen betroffen sind junge Menschen in Wohngemeinschaften (50 %), mit ausländischer Staatsbürgerschaft (43 %) und jene in Paarhaushalten (41 %).

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Immer mehr im Wahlalter, aber ohne Wahlrecht

Wien ist Österreichs jüngstes Bundesland und die Bevölkerung im wahlfähigen Alter wächst. Aber die Zahl der Wahlberechtigten sinkt. Wegen zu hoher Hürden bei der Erlangung der Staatsbürgerschaft sind viele vom Wahlrecht zum Nationalrat, zum Landtag und zum Gemeinderat sowie von Bundespräsidentschaftswahlen ausgeschlossen. Das betrifft rund 185.000 junge Wiener:innen im Alter von 16 bis 30 Jahren. Das sind 44 Prozent dieser Generation. Diese jungen Menschen leben oft schon lange in Wien, viele sind in der Stadt geboren, sind hier zur Schule gegangen. Sie dürfen aber nicht mitreden, wenn es um die politische Gestaltung in Wien und in Österreich geht.

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Fünf-Punkte-Paket für junge Wiener:innen

  • Gerechte Chancen auch für junge Menschen: Die AK fordert eine rasche Umsetzung der Einkommenstransparenzrichtlinie, um gerechtere Bezahlung sicherzustellen.
     
  • Wohnen günstiger machen: Stabile Mietverträge ohne Ablaufdatum sind die Voraussetzung für einen sicheren Start in ein selbstständiges Leben. Die Bundesregierung hat die Befristungen zwar auf fünf Jahre verlängert. Das kann aber nur ein erster Schritt sein. Befristete Mietverträge müssen zur Ausnahme werden. Zudem braucht es Strafen bei Mietwucher und ein gerechtes Mietgesetz, das allen Mieter:innen Verbesserungen und mehr Sicherheit bringt.
     
  • Zugang zum geförderten Wohnbau: Die Stadt Wien überarbeitet derzeit ihre Wohnungsvergabe. Künftig sollten die Lebenssituationen der jungen Wiener:innen dabei mehr berücksichtigt werden. So sollten etwa junge Menschen, bei denen die Wohnkosten einen hohen Anteil des Einkommens ausmachen, schneller eine Wohnung bekommen.
     
  • Die Hürden zur Staatsbürgerschaft und damit zum Wahlrecht sind zu hoch: Der Zugang zur Staatsbürgerschaft darf keine Frage des Geldbeutels sein. Hier geht es um die Fachkräfte von morgen!

  • Mitreden auf Augenhöhe: Schulen, Lehrbetriebe und Betriebe müssen ihren Beitrag zur politischen Teilhabe leisten und die Mitsprache junger Wiener:innen fördern. Politische Bildung muss zum eigenen Fach in Unter- und Oberstufe in allen Schulformen ausgebaut werden.

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