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Zum sechsten Mal hat L & R Sozialforschung für die AK das Wiedereinstiegsmonitoring erstellt. Nach jahrelangem Aufwärtstrend bei der Väterbeteiligung zeigt das aktuelle Monitoring erneut: Es ist für Väter schwieriger geworden, Familie und Beruf zu vereinbaren.
Sie können die Pressekonferenz hier nachschauen. Die gesamte Studie zum Downloaden finden Sie hier.
„Pünktlich zum Vatertag bewerfen Wirtschaft und Politik mit ihrem Teilzeit-Bashing und ihrer Verherrlichung von Überstunden engagierte Väter mit faulen Eiern. Menschen sind nicht nur Arbeitskräfte, sie haben auch Familie“, sagt Eva-Maria Burger, Leiterin der AK Abteilung Frauen und Familie. „Väter wünschen sich zeitgemäße Elternschaft. Unternehmen gestehen Männern aber kaum zu, Familie und Beruf zu vereinbaren. Familienfreundlich sind Unternehmen aber nur dann, wenn sie väter- und mütterfreundlich sind.“
„Die Politik muss zeitgemäße Elternschaft besser fördern. Langfristig lohnt sich das für alle“, so Burger: „Für die ganze Familie, weil es sicherer ist, auf zwei vollwertige Einkommen zu setzen. Für Wirtschaft und Sozialstaat, weil mehr Frauen ihre Arbeitskraft für Erwerbsarbeit einsetzen können und für die einzelnen Unternehmen, die Mitarbeitende besser halten können, wenn sie Männern zugestehen, nicht nur Arbeitskraft, sondern auch Familienmensch zu sein.“
Väter wollen mehr Zeit mit ihren Kindern: In den ersten zehn Beobachtungsjahren des Wiedereinstiegsmonitorings hat sich der Anteil der Väter an den Kinderbetreuungsgeldbezieher:innen mehr als verdoppelt auf einen Höchststand von 15.095 Männern im Jahr 2017. Immer mehr Väter nehmen auch ihr Recht auf Familienzeitbonus („Papamonat“) in Anspruch: Väter, deren Kinder 2017 geboren wurden taten dies zu 4,7 Prozent, 2021 waren es schon 9,4 Prozent.
Bei den Paaren, wo beide Eltern in Karenz gehen, steigt der Halbe-Halbe-Anteil: Bei Geburten im Jahr 2016 teilten erst 3 Prozent dieser Eltern die Karenz zumindest im Ausmaß 60 zu 40 Prozent. Bei Geburten 2019 waren es schon 8 Prozent (überwiegend Beschäftigte). Der 2017 eingeführte Partnerschaftsbonus von 1.000 Euro (je Elternteil 500 Euro), brachte hier einen Anschub. Allerdings sind es damit noch immer sehr wenige Eltern, die Halbe-Halbe realisieren können.
Während der Höchststand 2017 noch bei 15.095 Männern lag, die Kinderbetreuungsgeld bezogen, waren es 2021 nur noch 11.718. Damit sind wir auf den Stand von vor zehn Jahren (2012) zurückgefallen. Die Erfahrung aus der AK Arbeitsrechtsberatung zeigt, dass Unternehmen Männer unter Druck setzen, keine oder eine möglichst kurze Auszeit wie den in der Zwischenzeit eingeführten, Papamonat‘ für die Familie zu nehmen.
Bei 82 Prozent der Paare geht nur die Frau in Karenz, der Vater nutzt weder sein Recht auf Karenz noch auf Kinderbetreuungsgeld. Auch Väter, die in Karenz gehen, nehmen überwiegend nur zwei Monate in Anspruch. Längere Väterkarenzen, die wirklich Halbe-Halbe von Beginn an fördern, sind daher nach wie vor die großen Ausnahmen.
Einem Prozent der Paare gelingt aber, dass der Vater sechs Monate oder länger in Karenz geht (überwiegend Beschäftigte). In dieser Gruppe schaffen die Frauen den Wiedereinstieg deutlich besser. Die Väter sind über einen längeren Zeitraum allein für ihr Kind und die dazugehörige Hausarbeit verantwortlich und können so genauso lernen, wie man für ein Baby sorgt und an alle notwendigen Dinge denkt, wie die Mütter, die das ja auch erst lernen müssen. Das legt den Grundstein für Halbe-Halbe.
Im Widerspruch zum niedrigen Halbe-Halbe-Anteil im Wiedereinstiegsmonitoring steht das ungleich größere Interesse an Halbe-Halbe in der AK Beratung: Ein Drittel der Teilnehmenden an den Vereinbarkeitsworkshops sind Männer, ebenso ist in der Einzelberatung bei jedem dritten Termin der Mann dabei.
AK Jurist Alexander Tomanek hat als Vater einer Tochter selbst von Anfang an Halbe-Halbe gelebt und kann daher sowohl aus arbeitsrechtlicher als auch aus eigener Erfahrung beraten. Tomanek: „Die meisten Väter sind ja nicht desinteressiert, sondern wollen mehr Zeit für ihr Kind haben.“ Das sind die zwei wichtigsten Tipps:
Es ist langfristig sicherer für die Familie auf zwei vollwertige Einkommen zu setzen. Dazu muss der Wiedereinstieg der Frau klappen: Die meisten Frauen gehen nach wie vor länger als ein Jahr in Karenz. Aber je länger sie ihre Erwerbsarbeit unterbrechen, desto schwieriger wird der Wiedereinstieg. Das sieht man auch in der Beratung. Ganz viele Eltern kommen vor der Geburt zu uns, um sich zu informieren. Aber leider kommen auch sehr viele Mütter nach der Karenz, weil sie mit arbeitsrechtlichen Problemen bei ihrer Rückkehr konfrontiert sind (Arbeitsplatz an jemand anders vergeben, verschlechternde Versetzung etc.)
Statt einer überlangen Karenz sollten Eltern lieber gleichzeitig in Elternteilzeit gehen. Viele wissen nicht, dass es diese Möglichkeit gibt und bedenken nicht, dass ein Haushalt mit Kind sehr viel mehr Arbeit macht! Die Lösung Vater und Mutter sind gleichzeitig in Elternteilzeit – und BEIDE sind vor Kündigung und Entlassung bis zum vierten Lebensjahr des Kindes gesetzlich abgesichert.
Allerdings tun Unternehmen viel, um Väter abzuschrecken, wie die AK-Arbeitsrechtsberatung zeigt:
Ein Arbeitnehmer bringt immer tadellose Arbeitsleistung, gewinnt regelmäßig Auszeichnungen. Dann kündigt er einen Papamonat an. Plötzlich wirft man ihm schlechte Performance vor.
Ein Mann arbeitet zehn Jahre in einem Unternehmen. Seit er ein Kind hat, wird er als Projektleiter schrittweise von Projekten abgezogen, weil er als Vater nicht mehr so belastbar sei.
Ein Leiharbeiter wurde in der Arbeitslosigkeit zwischengeparkt und im März 2024 zurückgeholt. Als er Pflegefreistellung beantragt ist die Antwort: „Das gibt’s in der Probezeit nicht, nimm lieber Urlaub oder melde dich beim AMS.“
In allen drei Fällen ist die Rechtslage klar aufseiten der Väter und die AK kann den Betroffenen helfen. Die Fälle zeigen aber: In der Chefetage herrscht immer noch die Meinung, dass das Kind der Frau gehört und der Vater dem Unternehmen. „Solange sich das nicht ändert, haben wir ein Problem mit Halbe-Halbe“, so Tomanek.
Langfristig lohnt es sich aber für Väter: Väter profitieren davon, dass der Arbeitgeber bei Elternteilzeit keine Mehr- und Überstunden anordnen darf. Denn der Großteil der Väter haben ohne Halbe-Halbe als Hauptverdiener weniger Zeit für die Familie, weil sie mehr Überstunden als vor der Geburt des Kindes bis hin zu gesundheitsschädlichen 12-Stunden-Tagen leisten. Darum brauchen Väter Unterstützung durch bessere, gesetzliche Rahmenbedingungen.
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