Studierende mit Werk- oder freiem Dienstvertrag
Viele Studierende jobben auf Honorarbasis (freier Dienstvertrag, Werkvertrag). Aus steuerlicher Sicht erzielen sie damit betriebliche Einkünfte.
Im Steuerrecht gibt es übrigens keinen Unterschied zwischen freiem Dienstvertrag und Werkvertrag. Zu versteuern ist immer der Gewinn (Einnahmen abzüglich Ausgaben). Falls aufgrund der Höhe des Einkommens eine Steuerpflicht entsteht, muss selbständig eine Einkommensteuererklärung (Formular E 1, Beilage E 1a oder E 1a-K) an das Finanzamt Österreich abgegeben werden. Die Steuerpflicht entsteht 2024 ab einem Jahreseinkommen von 12.816 Euro (Wert 2024; 2023: 11.693 Euro). Die Auftraggeberin bzw. der Auftraggeber zieht nie Steuer ab, die Studierenden sind selbst für die Einkommensteuer und allenfalls für die Umsatzsteuer verantwortlich.
Belege während des Jahres sammeln
Da nur der Gewinn zu versteuern ist, sollten Belege für Ausgaben schon während des Jahres gesammelt werden, um dem Finanzamt bei Nachfrage die angegebenen Ausgaben auch beweisen zu können. Auch bei betrieblicher Tätigkeit sind sämtliche Aufwendungen, die mit dem Studium in Zusammenhang stehen als Betriebsausgabe absetzbar - sofern das Studium eine Fortbildung, Ausbildung oder Umschulung darstellt. Ebenso alle weiteren Ausgaben, die mit der betrieblichen Tätigkeit in Zusammenhang stehen. Auch die Fahrtkosten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte können geltend gemacht werden, daher sollten alle Fahrkarten gesammelt oder ein Fahrtenbuch geführt werden.
Betriebsausgaben pauschal geltend machen
Für Studierende mit betrieblichen Einkünften gibt es die Möglichkeit, die Betriebsausgaben pauschal geltend zu machen. Wenn daher jemand keine nennenswerten Betriebsausgaben hat, kann ein bestimmter Prozentsatz von den Einnahmen pauschal (also ohne Nachweis) steuermindernd geltend gemacht werden. Es gibt 2 verschiedene Möglichkeiten, pauschale Betriebsausgaben abzusetzen:
Basispauschalierung
Bei der Basispauschalierung können 6 % bzw. 12% der Einnahmen abgesetzt werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Einnahmen aus dem Vorjahr nicht mehr als 220.000 Euro betragen haben. Zusätzlich zum Pauschale sind jedoch bestimmte Ausgaben wie z.B. Sozialversicherungsbeiträge, Waren und Fremdlöhne abschreibbar.
Pauschale Betriebsausgaben für Kleinunternehmer:innen (ab 2020)
Seit dem Veranlagungsjahr 2020 gibt es eine weitere Möglichkeit, Betriebsausgaben pauschal geltend zu machen. Voraussetzung dafür ist, dass Sie umsatzsteuerrechtlich als Kleinunternehmer:in gelten. Mehr Informationen zu den Voraussetzungen finden Sie hier.
Die Pauschalierung für Kleinunternehmer:innen beträgt 20 % der Einnahmen aus Dienstleistungsunternehmen bzw. 45 % bei Handels- und Produktionsunternehmen. Neben dieser Pauschale können nur Sozialversicherungsbeiträge, eine Arbeitsplatzpauschale und 50 % Ihres Öffi-Tickets (wenn Sie es für Ihre selbstständigen Einkünfte benutzen) abgesetzt werden.
Nähere Informationen zu den pauschalen Betriebsausgaben finden Sie in unserem Artikel zur Gewinnermittlung.
Gewinnfreibetrag
Vom ermittelten Gewinn zieht das Finanzamt automatisch 15 % als Grundfreibetrag ab. Der Grundfreibetrag beträgt maximal 4.500 Euro (ab 2024: 4.950 Euro). Beträgt der Gewinn über 30.000 Euro (ab 2024: 33.000 Euro) kann noch zusätzlich der investitionsbedingte Freibetrag geltend gemacht werden. Dafür muss aber tatsächlich investiert werden.
Nähere Informationen zum Gewinnfreibetrag finden Sie in diesem Artikel.
Umsatzsteuerpflicht erst ab folgendem Umsatz
Umsatzsteuerpflicht entsteht erst ab einem Jahresumsatz von mehr als 35.000 Euro netto. Darunter gilt die sogenannte Kleinunternehmer:innenregelung. Das bedeutet, dass auf den Honorarnoten keine Umsatzsteuer ausgewiesen werden darf, keine Vorsteuern geltend gemacht werden dürfen, aber dafür auch keine Umsatzsteuer an das Finanzamt abgeführt werden muss. Wenn aber jemand trotzdem umsatzsteuerpflichtig sein möchte, kann er gegenüber dem Finanzamt einen „Regelbesteuerungsantrag“ stellen.
Nähere Infos zur Umsatzsteuer finden Sie hier.
Sozialversicherungsrecht
Hier spielt die Unterscheidung zwischen freiem Dienstvertrag und Werkvertrag eine große Rolle. Beim freien Dienstvertrag muss die Dienstgeberin oder der Dienstgeber beim Überschreiten der Geringfügigkeitsgrenze die Sozialversicherungsbeiträge (17,57 %) einbehalten und an die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) abführen. Freie Dienstnehmer:innen müssen sich daher nicht selbst um ihre Sozialversicherungspflicht kümmern. Geringfügig beschäftigte freie Dienstnehmer:innen sind nur unfallversichert, können sich aber auch freiwillig selbst versichern. Beim Werkvertrag (egal ob mit oder ohne Gewerbeschein) müssen sich Studierende immer selbst um die Versicherungspflicht kümmern. Ansprechpartner ist bei Werkverträgen die Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen (SVS). Interessensvertretung für Selbständige mit Gewerbeberechtigung ist die Wirtschaftskammer, für sogenannte „Neue Selbständige“ ohne Gewerbeberechtigung gibt es eine Beratungsmöglichkeit beim ÖGB unter dem Namen „Flexpower“.