Junger Mann fährt mit dem Rad zur Arbeit
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17.12.2024

Verkehr vermeiden – verlagern – verbessern

Die drei Grundprinzipien der Mobilitätswende

Unser derzeitiges Verkehrssystem ist teuer, unökologisch und ungesund. Wir legen 60 Prozent aller Wege mit dem Auto zurück. Das ist kostspielig und oft auch stressig. Nur die Hälfte der Bevölkerung hat in Österreich Zugang zu gutem öffentlichem Verkehr. Um die Klimaziele zu erreichen, benötigten wir eine umfassende Mobilitätswende. Diese baut auf den drei Grundpfeilern Verkehr vermeiden – verlagern - verbessern auf. Die Vorteile lägen auf der Hand: Wir würden Geld sparen und mehr Bewegung machen. Es gäbe weniger Lärm und Luftverschmutzung, dafür aber mehr Platz in unseren Städten. 

Verkehr vermeiden

Der sauberste und billigste Verkehr ist natürlich jener, der gar nicht stattfindet. Der streitbare Verkehrsplaner Hermann Knoflacher prägte den provokanten Satz: „Verkehr ist Ausdruck des Mangels“. Das klingt zunächst einmal absurd, denn Mobilität ist ja ein Grundbedürfnis. Sie ist schließlich notwendig, um zum Arbeitsplatz, in die Schule oder von A nach B zu gelangen, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Was Knoflacher aber meint: Findet man den Arbeitsplatz, das Geschäft oder die Schule nicht in nächster Nähe vor, so muss man sich dorthin bewegen. Aus dem Mobilitätsbedürfnis wird somit ein Zwang.

Unsere Großeltern waren ähnlich mobil wie wir und legten täglich durchschnittlich drei Wege zurück. Das tun wir auch, allerdings sind die Distanzen länger geworden und werden zum Großteil mit dem Auto zurückgelegt. Erhöhte Geschwindigkeiten kompensierten dadurch größere Entfernungen. So ist auch die Reisezeit über die Generationen hinweg konstant geblieben; wir haben durch die Motorisierung keine „Zeit gewonnen“.

Einkaufszentren und Fabriken auf der grünen Wiese, unerschwinglicher Wohnraum in den Städten sowie Zersiedelung der Landschaft machen uns zu Europameister:innen in Sachen Bodenversiegelung und heizen die Mobilitätszwänge weiter an. Das Schlagwort von der „Stadt der kurzen Wege“ ist bislang eines geblieben. Fehlende oder falsche Raumplanung ist als Problem bekannt, es gibt aber nur wenige Initiativen, dies zu ändern. Immerhin erwartet man sich vom Homeoffice einen gewissen verkehrsvermeidenden Effekt.

Verkehr verlagern

Gehen und Radfahren sind weitgehend umweltneutral; obendrein gesund und billig. E-Bikes erweitern den Aktionsradius zusätzlich. Allerdings: Zum Radeln benötigt man attraktive Radwege und diebstahlsichere Abstellmöglichkeiten. Zu Fuß ist man nur dort gerne unterwegs, wo es auch tatsächlich menschenwürdige Gehwege gibt. In Wien sind 40 % aller Gehsteige schmäler als die angestrebten zwei Meter. Je kleiner die Gemeinde ist, desto schlechter sieht es mit der Qualität (oder dem bloßen Vorhandensein) von Gehsteigen aus. Folgerichtig wird am Land weniger gegangen als in den Städten. Fast die Hälfte aller Autofahrten sind kürzer als fünf Kilometer, zwei Drittel kürzer als zehn Kilometer. Diese Zahlen legen nahe, dass ein Großteil der Pkw-Fahrten verlagerbar wäre.

Öffentliche Verkehrsmittel sind um ein Mehrfaches klimaverträglicher und energieeffizienter als der Pkw. Werden derzeit österreichweit rund 40 % aller Wege im Umweltverbund (Gehen, Radeln, Öffentlicher Verkehr) zurückgelegt und 60 % mit dem Auto, so soll sich laut „Mobilitätsmasterplan“ des Klimaministeriums dieses Verhältnis bis 2040 umdrehen. Das entlastet nicht nur die Umwelt, sondern auch die Geldbörse. Für solch eine Mobilitätswende benötigten wir als Rückgrat einen weiteren Ausbau der Bahn. Wichtig im ländlichen Raum sind attraktive Regionalbahnen. Unternehmen müssen mittels betrieblichen Mobilitätsmanagement ihren Beschäftigten ermöglichen, günstig und ökologisch sauber zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen. Nur so kann der Zwang zum Auto bekämpft werden.

Noch ein Blick über den österreichischen Tellerrand hinaus: Die Luftfahrt ist die energie- und CO2-intensivste Fortbewegungsart der Menschen. Laut Eurocontrol gehen 70 % der Flüge von Europa über Distanzen von weniger als 1.500 Kilometer. Hier gibt es ein Verlagerungspotenzial zu Hochgeschwindigkeits- und Nachtzügen. Allerdings sind diese Flüge nur für ein Viertel der luftfahrtbedingten Emissionen verantwortlich. Bei den Langstreckenflügen muss es folglich zu drastischen Reduktionen (= Vermeiden) sowie dem Einsatz von alternativen Treibstoffen kommen.

Verkehr verbessern

Als weiterer Schritt in Richtung Mobilitätswende muss der bestehende Straßenverkehr verbessert werden. Das kann dadurch passieren, dass der durchschnittliche Besetzungsgrad von ca. 1,2 Personen je Pkw angehoben wird (Stichwort Fahrgemeinschaften), Autos leichter und spritsparender werden (der Trend geht in die gegenteilige Richtung) oder alternative Antriebe bekommen. Obwohl das E-Auto also nur eine von vielen Maßnahmen darstellt, konzentriert sich die öffentliche Aufmerksamkeit darauf. 

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