Die AK Novelle für das Sanitätergesetz

Das Sanitätergesetz ist bereits in die Jahre gekommen und eine Evaluierung liegt vor, die eine Modernisierung der Ausbildung empfiehlt. Da es bis dato keinen Entwurf für eine Änderung gibt, hat sich die Initiative Zukunft Rettungsdienst entschlossen, einen gemeinsam erarbeiteten Entwurf vorzulegen. Wir ersuchen alle Interessierten sich diesen anzusehen und Anregungen bis 21. August an uns zu übermitteln.

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Hier können Sie den Entwurf herunterladen.

Wesentlicher Inhalt der vorgeschlagenen Novelle

  • Umsetzung eines 3-stufigen modularen Ausbildungs- und Kompetenzmodells mit einer Basisqualifizierung für den Berufs- und Tätigkeitseinstieg, der auch freiwillige Einsätze attraktiver macht. Weiterführende (Spezial-) Ausbildung auf FH-Ebene ermöglicht eine qualitativ hochwertige präklinische Versorgung und entlastet die Krankenhäuser und Langzeitpflege. So wird auch die Durchlässigkeit in andere Gesundheitsberufe sowie Anrechnungen in die jeweilige höhere Ausbildung ermöglicht.  
  • Sicherstellung von attraktiven Einsatzmöglichkeiten für freiwillige Sanitäter:innen, egal ob mit Basisqualifizierung oder auch mit weiterführender Qualifikation. Das macht die Tätigkeiten attraktiv und sichert den notwendigen Nachwuchs.

Hintergrund

Die Initiative Zukunft Rettungsdienst (IZRD), ein Zusammenschluss der Arbeiterkammer, Gewerkschaften, des Bundesverbands Rettungsdienst (BVRD) und Expert:innenorganisationen wie der Öst. Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) und der Öst. Gesellschaft für Ethik und Recht in der Notfall- und Katastrophenmedizin (ÖGERN) hat sich vor einigen Jahren konstituiert, um die dringend nötigen Verbesserungen des Rettungswesens zu diskutieren.
 
Zentraler Punkt für eine Reform ist das bereits 22 Jahre alte Sanitätergesetzes (SanG). Das dafür zuständige Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz hat eine Evaluierung des SanG bei der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) in Auftrag gegeben. Eine zentrale Empfehlung dieses Berichts ist die Modernisierung der Ausbildung in Richtung Kompetenzorientierung, analog zu anderen Berufsgesetzen.

Kritikpunkte an der aktuellen Ausbildung

  • Die Ausbildungsdauer von Sanitäter:innen in Österreich entspricht weder dem europäischen noch dem internationalen Niveau. Die höchste Ausbildungsstufe der Notfallsanitäter:innen mit der Notfallkompetenz Beatmung und Intubation (NFS-NKI) umfasst insgesamt lediglich 1.640 Gesamtstunden – dies erreichen laut GÖG Evaluierung nur 1,5 % aller Sanitäter:innen. Die größte Gruppe der Rettungssanitäter:innen (mehr als 80 %) verfügt über lediglich 260 Stunden Ausbildungszeit  - das ist die kürzeste Ausbildungsdauer und damit die niedrigste Einstiegsqualifikation unter allen gesetzlich geregelten Gesundheitsberufen.
  • Mit dieser Qualifikation werden über weite Teile Österreichs Sanitäter:innen auch alleine zur Versorgung von Notfallpatient:innen eingesetzt, die lebensbedrohlich verletzt oder erkrankt sind.
     
  • Die kurze Ausbildungsdauer verhindert auch die Durchlässigkeit in andere Gesundheits- und Sozialberufe und die Berufsanerkennung in anderen EU-Mitgliedstaaten. Sanitäter:in ist demnach ein „Sackgassenberuf“. Viele ausgebildete Sanitäter:innen gehen daher der Gesundheitsbranche mangels beruflicher Weiterentwicklungsmöglichkeiten sehr rasch wieder verloren.

Die Arbeiterkammer hat in diesem Zusammenhang auch eine Studie in Auftrag gegeben, die zeigt, dass aufgrund der Zunahme der Einsätze das Versprechen des Rettungsdienstes, bei einem Notfall in maximal 15 Minuten vor Ort zu sein, in immer weniger Fällen eingehalten werden kann. Die Ergebnisse der Simulation zeigen auch, dass bei gleichem Ressourceneinsatz bis 2030 nur mehr in 7 von 10 Fällen das Versprechen „im Notfall in 15 Minuten vor Ort“ eingehalten werden kann. Selbst eine deutliche Aufstockung durch zusätzliche Rettungsmittel (+ 35 %) führt lediglich zu einer kurzfristigen Abschwächung dieses Trends im Modell. Nach nur vier Jahren ist der Status Quo wieder erreicht. Das zeigt eindeutig, dass die aktuelle Strategie angesichts wachsender Herausforderungen und Anforderungen an den Rettungsdienst nicht zukunftsfähig ist und wir dringend alternative Denkansätze und Möglichkeiten brauchen.
 
Eine Antwort auf diese Herausforderungen kann nur ein neues modulares Ausbildungssystem sein, das auf die Bedürfnisse einer gut funktionierenden präklinischen Versorgung der Bevölkerung reagieren kann.

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Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien

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