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Rastanlagen und soziale Infrastruktur auf Rastanlagen
Berufslenker:innen müssen gesetzlich vorgeschriebene Lenk- und Ruhezeiten einhalten. Das ist wichtig für ihr Wohlbefinden und die Verkehrssicherheit auf Autobahnen. Rastplätze sind die hierfür notwendige Infrastruktur. Trotzdem gibt es in Österreich und Europa zu wenige Lkw-Parkplätze. Rastanlagen sind außerdem der Ort, wo Berufslenker:innen zwangsläufig ihre Freizeit verbringen. Eine soziale Infrastruktur muss daher Grundbedürfnisse (Ernährung, Hygiene, Sicherheit) abdecken.
In der Veranstaltung wurde folgende Bestandsaufnahme vorgenommen:
In ihrer Videobotschaft wies Leonore Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, auf die unhaltbaren Zustände von Berufslenker:innen im Straßengüterverkehr hin. Investitionen in Rastplätze sind daher sinnvoll für bessere Arbeitsbedingungen, aber auch für die Verkehrssicherheit. Österreich wird über die EU-Vorgaben der künftigen TEN-T-Verordnung hinausgehen und bei den 10.000 Parkplätzen auf Rastplätzen der ASFINAG neue Services, beispielsweise Waschmaschinen, anbieten.
Berufslenker:innen wissen am besten, was auf Rastanlagen geändert werden muss. Zu diesem Zweck wurde ein Videofilm auf der Raststation Schwechat/S1 gedreht. Darin werden die häufigsten Probleme (fehlende Parkplätze, keine warme Dusche für alle, unerschwingliche Preise für warmes Essen, kein WLAN-Empfang in der Lkw-Kabine) angesprochen.
In ihrem Vortrag „Rasten auf österreichischen Autobahnen - Das Rastplatz-Konzept der ASFINAG“ wies Tamara Christ, ASFINAG Geschäftsführerin, auf den hohen Ausbaugrad der ASFINAG mit 260 Rastanlagen (Raststationen, Rastplätze und Parkplätze) und ca. 10.000 Lkw-Stellplätzen im Vergleich zu unseren Nachbarländern hin. Neben bestehenden Mindestanforderungen (Dusche, WC, WLAN, Getränkeautomat, Überwachungskameras, Verbindung zur Verkehrsmanagementzentrale für Notruf) werden die neuen Rastplätze auch ein vermehrtes Angebot an Gastro-Services und Aufenthaltsmöglichkeiten anbieten.
In einem Videointerview mit dem Büro Brüssel der Bundesarbeitskammer stellte Kristian Schmidt, Generaldirektion für Mobilität und Verkehr der Europäischen Kommission, den enormen Fehlbedarf von 100.000 Parkplätzen in der EU fest. In einem neuen EU-Rechtsakt wurden die Mindesterfordernisse und verschiedene Sicherheitsstufen für sichere und bewachte Rastanlagen festgelegt, deren Ausbau mit EU-Mitteln gefördert wird. Die Kommission hofft insgesamt auf einen Kulturwandel bei den Straßentransportunternehmen, der durch den Mangel an Arbeitskräften ausgelöst wird.
In seinem Vortrag ging Dirk Penasse, Generalsekretär vom Verband für Sicherheitsparkplätze (ESPORG), auf geänderte Rahmenbedingungen (v.a. Fahrer:innenmangel und Strom-Lkw) ein, die Rastplätze künftig (bessere Serviceleistungen für qualifizierte Arbeitskräfte, reservierbare Parkplätze für das Übernacht-Aufladen) erfüllen müssen. Diese Zukunftsvision steckt im neuen EU-Rechtsakt zu sicheren und gesicherten Rastplätzen. Nur regelmäßige Audits durch unabhängige Dritte können ein zufriedenstellendes Niveau bei Qualität und Sicherheit für Berufslenker:innen garantieren.
In seinem Vortrag betonte Christian Schimanovsky, Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) ,den deutlichen Zusammenhang von Stress und Übermüdung bei der Verkehrssicherheit. Gerade übermüdete Verkehrsteilnehmer stellen immer ein höheres Sicherheitsrisiko für sich, aber auch andere Menschen dar. Das Risiko eines tödlichen Unfalls ist beim Lkw 4-fach erhöht. Keine geeigneten Pausenmöglichkeiten und ein ungesundes Ernährungsverhalten verstärken den Stress bei Lkw-Lenker:innen und das führt zu Einschränkungen in der Verkehrssicherheit.
Anna Weirich und Michael Wahl, die beiden Branchenkoordinator:innen für internationalen Straßentransport, DGB-Beratungsnetzwerk Faire Mobilität, wiesen in ihrem Vortrag auf die Umgehung des Mindestlohns durch Vermengung von Gehalt und Spesen bei Berufslenker:innen hin. Daneben wurden erschütternde Bilder vom „Lebensmittelpunkt Autobahn“, aber auch einfache Lösungsvorschläge für eine bessere Rast von Berufslenker:innen präsentiert.
In seinem Redebeitrag forderte Alfred Spiegl, Gewerkschaft vida, ein Minimum an sozialer Infrastruktur bei Rastanlagen auf allen Autobahnabschnitten ein.
In ihrem Resümee bekräftigte Sylvia Leodolter, Leiterin der Abteilung Umwelt und Verkehr in der AK Wien, die Forderungen von Alfred Spiegl. Ergänzend wies sie auf den konkreten Ausbaubedarf von Parkplätzen, rund 3.000 zu den bestehenden 10.000, auf österreichischen Autobahnen hin. Ausreichende und menschenwürdige Rastmöglichkeiten müssen nicht nur auf Rastplätzen, sondern auch auf Raststationen der ASFINAG gegeben sein.
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