Wege zur klimagerechten Stadt
Schon jetzt steigen die Temperaturen in Wien an durchschnittlich 33 Tagen über 30 Grad. Das wird sich mit dem Klimawandel deutlich verschärfen. Die AK diskutierte mit Klimaexpert:innen, Stadtplaner:innen und der Stadt Wien, wie „Wien für alle klimafit“ gemacht werden kann. Dabei ging es vor allem darum, wo gezielt jetzt mit mehr Grün und klimagerechtem Stadtumbau gehandelt werden muss. Denn vor allem Menschen mit kleinen Einkommen, können den Hitzewellen schwerer ausweichen.
„Große Hitze macht speziell jenen Menschen zu schaffen, die sich nicht oder nur schwer selbst helfen können. Genau darauf legen wir den Fokus in unserem neuen Hitzeaktionsplan, den wir vor kurzem präsentiert haben, “ betont Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. „Er ist ein Rundum-Paket gegen die Hitze in der Stadt und beinhaltet sowohl kurz- als auch langfristige, soziale und gut überlegte Maßnahmen, mit denen wir Wien zu einem Ort machen, an dem man trotz weltweit steigender Temperaturen gut und gerne lebt.”
Gerechtigkeit und Beteiligung
AK Präsidentin Renate Anderl erklärte: „In der Klimafrage sind mir zwei Punkte wichtig: Gerechtigkeit – es kann nicht sein, dass nur wohlhabende in einer klimafitten Umgebung wohnen. Und Beteiligung: Die Menschen in unserer Stadt sollen mitreden können, wenn es um ihre ganz konkrete Lebensumgebung geht. Gerechtigkeit und Beteiligung – das ist für die Arbeiterkammer im Arbeitsleben genauso wichtig, wie wenn es um unser Klima geht.“
Temperatur könnte gesenkt werden
AK Kommunalpolitikchef Thomas Ritt drängt auf rasche Maßnahmen an den richtigen Orten in der Stadt: „Bäume brauchen Zeit zum Wachsen, Stadtplanung braucht Zeit, um umzusetzen. Deshalb müssen wir jetzt die Stadt auf die Hitzewellen der nächsten 30 Jahr vorbereiten.“ Ritt warnt vor „doppelten Hitzebelastungen“ in Grätzeln mit wenig Grün, in denen Menschen mit kleinen Einkommen leben und sich eine Klimaanlage oder ein Wochenende im Grünen nicht leisten können. „Hier müssen wir gezielt ansetzen“, so Ritt.
Die von der AK beauftragte Studie „Klimagerechtigkeit im öffentlichen Raum“ zeigt: Mit systematischen Grätzelsanierungen, Baumdächern, hitzegerechten Straßenbelägen und Plätzen zum Verweilen im Schatten sowie mit weniger versiegelten Straßen und Gehwegen könnte die gefühlte Temperatur in Hitze-Grätzeln um 5-15 Grad gesenkt werden.
Unsere Forderungen
- Wien braucht eine gezielte Förderung von mehr Grün in den dichtbesiedelten Hitze-Grätzeln, in denen Menschen leben, die wegen ihres geringeren Einkommens der Hitze schlechter ausweichen können. Handlungsbedarf besteht laut AK vor allem in den allem in den dichtbebauten Gebieten im 2., 5., 12., 15. und 20. Bezirk sowie in Teilen des 10., 16., 11. und 21. Bezirks.
- Laufend müssen Straßenbeläge erneuert werden (alle 30 Jahre). Diese Sanierungen könnte man für kühle klimagerechte Grätzelgestaltung nutzen!
- Für die Sicherung der Lebensqualität in den Hitzegrätzeln muss die Stadt massiv investieren, für ein hitzebelastetes Grätzl: geschätzte 25 Millionen Euro. Bei Koppelung mit Straßensanierungsprojekten geht das deutlich günstiger.
- Weil Bäume Zeit brauchen, um ein wirksames Blätterdach zu entwickeln, muss jetzt schnell und gezielt gehandelt werden. Dabei darf man nicht nur an einzelne Straßenzüge denken, sondern muss ganze Viertel mit Klimastraßen mit kühlen grünen Verweilorten planen.
- Die Menschen müssen mitgenommen werden bei der Hitzesanierung ihres Grätzels: Dafür braucht es eine Bürgerbeteiligung, die auch die Menschen erreicht, die sonst eher selten an Beteiligungsprojekten teilnehmen: Es geht um eine aufsuchende mehrsprachige aktivierende Gesprächskultur.
- Nötig wird auch ein Ausgleich für wegfallende Parkflächen: Das wären etwa leistbare Angebote für die, die weiter aufs Auto angewiesen sind etwa in angrenzenden Parkhäusern.