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In Österreich sind in den letzten Jahren sehr viele Wohnungen gebaut worden – trotzdem wird Wohnen noch teurer und unsicherer. Ein Grund dafür: Seit 2012 gibt es bei den befristeten Mietverhältnissen ein massives Plus – um 156.800 Verträge mehr als noch 2022!
Eine Befragung des Sozialforschungsinstituts IFES im Auftrag der AK bei 803 Personen in Österreich zeigt: Unfreiwillig – drei von vier Wohnungen wurden nur deshalb befristet angemietet, weil keine passende unbefristete Wohnung zu haben war. Teuer – befristete Mieten kosten monatlich um 110 Euro mehr als noch 2022. Unsicher – wird die Befristung verlängert oder nicht? Mieter:innen sind unsicher, ob sich größere Investitionen in die vier Wände rentieren, und ob eine Nachfolgewohnung leistbar ist.
Die Ergebnisse der IFES Befragung präsentierten bei einer Pressekonferenz die AK Wohnrechtsexpert:innen Thomas Ritt und Sina Moussa-Lipp:
In den letzten Jahren sind in Österreich viele Wohnungen gebaut worden, meist von gewinnorientierten Bauträgern, also ohne Wohnbaufördermittel. Das hatte zur Folge, dass auch die Vermietung durch gewinnorientierte Gesellschaften und Privatpersonen stark zugenommen hat und damit die befristeten Mietverträge zugelegt haben.
Neue private Mietwohnungen | 158.100 |
Zuwachs Befristungen | 156.800 |
Zuwachs unbefristete Mietverhältnisse | 1.300 |
2012 | 34,5 Prozent | (rund 207.200) |
2022 | 48,0 Prozent | (rund 364.000) |
Quelle: Mikrozensus, Statistik Austria, AK Berechnungen
Laut Statistik Austria kosteten Mietwohnungen in Österreich im Jahr 2022 im Schnitt rund 580 Euro pro Monat. Befristete Mietwohnungen waren hingegen mit 740 Euro pro Monat deutlich teurer.
AK Befragung Durchschnitt | Mikrozensus Statistik Austria 2022 | |
---|---|---|
Mietwohnungen befristet gesamt | 846 Euro | 739 Euro |
davon privates Miethaus | 880 Euro | 745 Euro |
davon Altbau | 889 Euro | 756 Euro |
davon Neubau | 880 Euro | 740 Euro |
gesamt inkl. unbefristete Mietwohnungen | 582 Euro | |
davon privates Miethaus | 677 Euro |
Quelle: IFES 2024, Mikrozensus 2022, Statistik Austria, AK Berechnungen
„Befristete Mietverträge sind für viele Mieter:innen eine Falle, der sie nicht ausweichen können“, resümiert Ritt. „Die Mieter:innen werden oft in befristete Verträge gezwungen, sie sind zunehmend unleistbar und bringen Unsicherheit – wird der Vertrag verlängert oder nicht? Fakt ist: Es wird in jedem Fall teurer. Bei einer Vertragsverlängerung ist man Vermietern hinsichtlich möglicher Mieterhöhungen de facto ausgeliefert und dann kommen noch die indexbasierten Erhöhungen dazu.
Die Mieter:innen werden doppelt zur Kasse gebeten. Wer sich eine Wohnung suchen muss, muss mit Umzugs- und Kautionskosten rechnen. Wer seine zu hohe Miete und damit seine Rechte einklagt, muss auch befürchten, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Viele tun das deshalb nicht. So wird Recht zu einer leeren Hülle! Es ist nachteilig, wenn Familien durch erzwungene Umzüge ihre sozialen Netze und das schulische und gesellschaftliche Umfeld verlieren – eine langfristige Lebensplanung ist nicht machbar.“
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