Arbeiter auf einem Windrad
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26.3.2025

KI, Innovation und Ener­gie

Kurzfassung des Blogbeitrages von Titus Udrea

Titus Udrea ist Techno-Soziologe im Büro für Digitale Agenden der AK Wien
Titus Udrea ist Techno-Soziologe © Ludwig Schedl

KI und Innovationspolitik sind eng mit Energiestrategien verknüpft, doch diese Verbindung wird in der EU oft übersehen.  

Obwohl KI als Treiber des grünen Wandels gilt, reicht Effizienzsteigerung allein nicht aus, um den steigenden Energiebedarf digitaler Infrastrukturen zu decken – zumal KI selbst enorm energieintensiv ist. Während andere Wirtschaftsräume auf fossile Energien setzen, muss die EU nachhaltige Energiestrategien vorantreiben, ohne Klimaschutz und Energiesicherheit der Deregulierung und Wettbewerbsfähigkeit zu opfern.

Jüngste technische Innovationen lassen vermuten, dass der Energiehunger der KI nicht so unersättlich ist wie bisher befürchtet. Eine höhere Effizienz jedoch führt nicht zwangsläufig zu einem geringeren Gesamtenergieverbrauch – im Gegenteil, sie kann zu einer stärkeren Nutzung von KI und damit zu einem höheren Energiebedarf führen (Jevons-Paradoxon oder der Rebound-Effekt). Die Entwicklung zugänglicherer, energieeffizienterer Modelle – wie DeepSeek – könnte den Gesamtenergieverbrauch von Dateninfrastrukturen sogar erheblich steigern.

In anderen Weltregionen sind KI-Investitionen oft mit fossilen Energieprojekten verknüpft – ein Ansatz, der Klimaziele konterkariert. Die EU sollte stattdessen den Ausbau digitaler Infrastrukturen mit nachhaltigen Energiestrategien koppeln. Ein Rückschritt beim Europäischen Green Deal würde Europa in der globalen Wende hin zu nachhaltigen Industrien ins Abseits stellen und sowohl die ökologische Transformation als auch wirtschaftliche Resilienz untergraben.

Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und die Rolle der KI-Infrastruktur

Der Kompass für Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Kommission fordert eine Vereinfachung der Vorschriften, um Bürokratie abzubauen, einschließlich der Umweltberichtspflichten für Großunternehmen. Doch bleibt unklar, ob diese Maßnahmen unbeabsichtigt Klimaschutz- und Energieziele schwächen oder den Auftakt zu umfassender Deregulierung bilden. Der Bericht schlägt die Schaffung von „KI-Gigafabriken“ vor, um die Rechenkapazität zu erhöhen und gleichzeitig Fortschritte in den Bereichen Biotechnologie, Robotik, Quanteninformatik und Weltraumtechnologie zu fördern.

Der neu vorgestellte Clean Industrial Deal der EU-Kommission setzt ebenfalls auf den Ausbau von KI-Infrastrukturen, betont aber Investitionen in klimafreundliche Technologien, darunter grüner Wasserstoff und eine Reform des Emissionshandelssystems.

Währenddessen wächst der Energieverbrauch der Dateninfrastruktur rasant. Laut Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) entfielen auf die Rechenzentren der EU im Jahr 2018 76,8 TWh Stromverbrauch, was 2,7 Prozent des gesamten Stromverbrauchs der EU entspricht. Nach Prognosen der Europäischen Kommission könnte diese Zahl bis 2030 auf 98,5 TWh steigen – ein Anstieg um 28 Prozent. Dies wirft die Frage auf: Kann die KI-Innovation ohne eine gezielte Energiestrategie nachhaltig (und klimagerecht) voranschreiten?

Wie andere Länder KI und Energiepolitik verknüpfen

Außerhalb Europas werden KI-Infrastruktur und Energiepolitik zunehmend gemeinsam diskutiert. In den USA fördern große Technologieunternehmen KI als Schlüssellösung für globale Herausforderungen, einschließlich des Klimawandels. Es wird davon ausgegangen, dass KI-gesteuerte Innovationen letztendlich dazu beitragen werden, die Herausforderungen der Energiewende zu bewältigen, was die Priorisierung der KI-Entwicklung gegenüber unmittelbaren Klimaschutzmaßnahmen rechtfertigt.

Ein solcher Ansatz birgt Risiken: Die Priorisierung von KI vor der Energiewende könnte ökologische Herausforderungen verschärfen. In den USA werden KI- und Energieinvestitionen bereits durch Initiativen wie Stargate koordiniert. Der steigende Energiebedarf hat zur Reaktivierung von Kernkraftwerken (z. B. Three Mile Island) und zum Bau neuer Gaskraftwerke geführt. Dies widerspricht den Klimazielen – Google und Microsoft verzeichneten seit 2019 bzw. 2020 einen Emissionsanstieg von rund 50 Prozent bzw. 30 Prozent.

Die Aufforderung für Europa ist klar: Europa muss KI und Energiepolitik gemeinsam denken. Statt wie andere Länder auf fossile Brennstoffe zu setzen, sollte die EU ihre KI-Strategie allerdings konsequent auf nachhaltige Energiequellen stützen.


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