Mann steht vor einem Flugzeug
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1.10.2025

Reich an Vermögen und Emissionen

Die Frage, wer die Verantwortung für klimaschädliche Treibhausgasemissionen trägt, ist entscheidend für eine gerechte und wirksame Klimapolitik. Bisherige Methoden wie die produktions- oder konsumbasierte Betrachtung greifen zu kurz, da sie entweder die Verantwortung auf Staaten oder auf Konsument:innen abwälzen. Die AK Wien hat nun erstmals in Zusammenarbeit mit dem französischen Ökonomen Lucas Chancel für Österreich Ergebnisse des kapitalbasierten Ansatzes erstellt.

Die Ergebnisse

  • Die reichsten 10 Prozent der Haushalte sind durch Unternehmenseigentum und Investitionsentscheidungen für 56 Prozent der Emissionen verantwortlich. 
  • 27 Prozent der Emissionen gehen auf das Konto der mittleren 40 Prozent der Haushalte
  • Die untere Hälfte der Haushalte verursacht nur 17 Prozent der Emissionen
  • Das bedeutet: Emissionen sind ähnlich ungleich verteilt wie Vermögen. Die reichsten 10 Prozent verursachen rund 16-mal so viele Emissionen wie die unteren 50 Prozent. 
  • Ursache ist vor allem der Besitz von Unternehmensanteilen (z. B. Aktien) und von emissionsintensiven Konzernen.

Schlussfolgerungen

Der notwendige ökologische Umbau ist nicht nur eine technische Frage, sondern auch eine der Gerechtigkeit. „Die Verantwortung für die Klimakrise darf nicht länger auf Konsument:innen und die Allgemeinheit abgewälzt werden. Wer durch Eigentum an Unternehmen und von fossilen Gewinnen profitiert, muss sich auch am ökologischen Umbau beteiligen“, fordert Matthias Schnetzer, Leiter der AK Wien Abteilung Wirtschaftswissenschaft und Statistik.

Dabei gibt es bereits Positivbeispiele – wie etwa die Voestalpine, die einen Teil ihrer Gewinne in die Umstellung auf klimafreundliche Produktionsprozesse investiert. „Andere Unternehmen dagegen schütten die Gewinne aus ihren emissionsintensiven Produkten lediglich an ihre Eigentümer:innen aus – ohne Zukunftsperspektive für Beschäftigte und Gesellschaft, kritisiert Schnetzer.  

Unsere Forderungen

Für den Umbau zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem braucht es Anreize, aber auch gezielte Maßnahmen. Konkret fordert die AK: 

  • Gerechte Anreize: Keine Förderung von Investitionen, die eine klimaschädliche Produktion aufrechterhalten, sondern höhere Investitionsfreibeträge für klimafreundliche Umbauten. 

  • Vermögens- und Erbschaftssteuern: Die Reichsten, die am stärksten zur Klimakrise beitragen, sollen einen gerechten Beitrag zum sozial-ökologischen Umbau leisten. 

  • Betriebliche Mitbestimmung: Verpflichtende Transformationspläne müssen im Dialog mit Betriebsrät:innen entwickelt werden, um Beschäftigte einzubeziehen.

Zur Methode

Statt Emissionen nur den Konsument:innen zuzurechnen, werden sie nach Vermögensanlagen (egal ob im In- oder Ausland) verteilt. Die Berechnung erfolgt in zwei Schritten, wie Eva Six, Ökonomin in der AK Wien erklärt:  

Emissionen und Kapital verknüpfen

Erfasst wird, wie viel und welches Kapital (z. B. Aktien, Maschinen, Immobilien) den einzelnen volkswirtschaftlichen Sektoren (z.B. Unternehmen, Staat, Haushalte) gehört und welche Emissionen mit den unterschiedlichen Kapitalarten verbunden sind. Emissionen von Unternehmen werden dabei den tatsächlichen Eigentümer:innen (Haushalte, Staat, Ausland) zugerechnet. Auch Auslandsinvestitionen werden berücksichtigt.

Emissionen nach Vermögen aufteilen

Mit Daten des Household Finance and Consumption Survey (HFCS) wird ermittelt, wie das Vermögen und die unterschiedlichen Vermögensarten der Haushalte in Österreich verteilt ist. Damit werden den einzelnen Personen die Emissionen zugewiesen, die mit ihrem Vermögen verbunden sind: z.B. besitzt die Mitte der Vermögensverteilung vor allem Immobilien, die mit keinen hohen Emissionen verbunden sind. Das emissionsintensive Unternehmenseigentum ist hingegen stark unter den Top-Vermögenden konzentriert. Zusätzlich werden auch direkte Emissionen aus z. B. Heiz- und Treibstoffverbrauch unter den einzelnen Personen aufgeteilt.

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