Junge Frau blickt ernst in Richtung Kamera
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28.4.2025

Wie geht's den Held:innen der Covid-19-Pandemie heute?

Pflegekräfte, Reinigungskräfte und Supermarktangestellte: Die Covid-19-Pandemie rückte ganze Berufsgruppen ins Blickfeld, die sonst häufig übersehen werden. Diese Menschen gingen trotz Ansteckungsgefahr weiter ihrer Arbeit nach, versorgten uns auch während der Lockdowns mit allem Überlebensnotwendigen und wurden dafür als Held:innen gefeiert. Der bevorstehende Tag der Arbeit am 1. Mai ist ein guter Anlass, einen Blick darauf zu werfen, wie es den Menschen in den systemrelevanten Berufen heute geht.

Arbeitsbedingungen blieben schlecht

Eine neue Foresight Studie zeigt: Die Arbeitsbedingungen von „Systemrelevanten“ haben sich während der Covid-19-Pandemie teils verschlechtert und blieben schlecht, anstatt dass es Verbesserungen gegeben hätte. Welche Verbesserungen dringend nötig sind, erklären AK Präsidentin Renate Anderl und Daniel Schönherr, Foresight. Die Presseunterlage finden Sie hier

„Was nicht gut war, war das Von-Oben-Herab. Wir haben uns alle auch ausgenutzt gefühlt. Und wie mit uns umgegangen wurde – man hätte ja auch fragen können, wer möchte aushelfen gehen, denn es hätten sich immer Freiwillige gefunden.“ Anna S., Pflegerin


61 Prozent der „Systemrelevanten“ sind Frauen

In Summe arbeiten laut Studie ein Drittel aller Arbeitnehmer:innen, das sind 1,4 Millionen Menschen in einem Beruf, der zur Versorgung mit allem Überlebensnotwendigen während der Lockdowns notwendig war, darunter Supermarktangestellte, Pflegekräfte und Ärzt:innen, Beschäftigte in der Kinderbetreuung, IT-Fachkräfte, Servicetechniker:innen, Lieferdienst-Bot:innen, Polizist:innen, Reinigungskräfte oder Müllentsorger:innen. Fast zwei Drittel (61 Prozent) der systemrelevanten Arbeitnehmer:innen sind Frauen.

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Ausnahmezustand bei den Arbeitsbedingungen 

Während überlange Arbeitszeiten in der Corona-Krise und darüber hinaus deutlich zurückgingen, trifft dieser Befund auf systemrelevante Arbeitnehmer:innen nicht zu: Ihre Arbeitszeit stieg im Lockdown um durchschnittlich sechs Stunden an, in Extremfällen sogar bis zu 21 Stunden. Problematisch ist, dass parallel die Planbarkeit extrem stark abgenommen hat und sich das nach der Krise nicht gebessert hat. So erhöhte sich der Anteil an systemrelevanten Arbeitnehmer:innen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten oder auf Abruf während der Pandemie von 15 auf 24 Prozent. Seither ist er aber kaum gesunken und liegt weiterhin auf hohen 22 Prozent. 

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Dringend geboten: Mehr Geld und mehr Anerkennung

Die Beschäftigten in systemrelevanten Berufen halten im wahrsten Sinne des Wortes das Land am Laufen – nicht nur in der Pandemie. Sie leisten für die Gesellschaft unverzichtbare Arbeit und verdienen dafür angemessene Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen. Daher fordern wir:

Gerechte Bezahlung

  • Bessere Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen
  • 50 Prozent Mehrarbeitszuschlag ab der ersten Stunde
  • Fortschrittliche Umsetzung der EU-Lohntransparenzrichtlinie 

Bessere Arbeitsbedingungen, Arbeitszeit fair gestalten

  • Rücknahme des 12h-Tages und der 60h-Woche
  • Recht auf Vollzeit!
  • Gesunde Vollzeit! Eine schrittweise Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich würde den Arbeitsdruck verringern. 
  • Ein Recht auf Ablehnung von Dienstplanänderungen unter der 14-Tage-Frist! 
  • Verpflichtendes Übernahmeangebot an Leiharbeiter:innen nach einer bestimmten Überlassungsdauer! 
  • Fortschrittliche Umsetzung der EU-Plattformarbeits-Richtlinie
  • 2er Teams in gefährlichen oder überfordernden Situationen insbesondere in den Gesundheitsberufen 
  • Anspruch auf eine Woche bezahlte Weiterbildung für alle Arbeitnehmer:innen pro Jahr

Qualifizierungsoffensive und Fachkräftestrategie

  • Beschäftigte wie auch Arbeitssuchende sollen von einer Qualifizierungsoffensive Gebrauch machen können. Sie brauchen neben einer guten finanziellen Absicherung einen Rechtsanspruch auf die Gewährung einer Qualifizierung, die zu verwertbaren Ausbildungsabschlüssen führt. 

  • Gleichrangigkeit von Qualifizierung und Vermittlung als neuer Auftrag für das AMS:
    Gering qualifizierte Arbeitnehmer:innen werden beim AMS wiederholt in schlecht entlohnte und prekäre Jobs vermittelt. Dies führt zu unstetigen Erwerbsbiografien und Perioden der Arbeitslosigkeit. Zur Vermeidung dieses „Drehtür-Effekts“ muss es zur Gleichrangigkeit von Qualifizierung und Vermittlung kommen. 

  • Um in Zukunft ausreichend Beschäftigte in systemrelevanten Berufen zu haben, braucht es eine österreichweite Fachkräftestrategie der Bundesregierung unter Einbindung der Sozialpartner.  

Kontakt

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Pressestelle der AK Wien und der Bundesarbeitskammer

Tel. :  +43 1 50165 12565
Fax. : +43 1 50165 12209 
E-Mail: presse@akwien.at

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