Junge Frau im Büro hat Stress
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30.1.2025

Strukturwandelbarometer – Arbeitsdruck weiter hoch 

Zwei Jahre Rezession belasteten Unternehmen und ihre Beschäftigten. Sowohl der Arbeitsdruck als auch der Bedarf nach Arbeitskräften bleiben zentrale Themen, so das Ergebnis des Strukturwandelbarometers 2024. 

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Studie

Umso wichtiger ist es jetzt, Maßnahmen zu setzen. „Es braucht eine klare Standortstrategie. Ein Plan muss rasch ausgearbeitet und umgesetzt werden“, fordert Angela Pfister, Leiterin des volkswirtschaftlichen Referates im ÖGB. Eine „große Chance“ sieht Heinz Leitsmüller, Leiter der Abteilung Betriebswirtschaft in der AK Wien, im „sozial-ökologischen Umbau“: „Diese müssen wir nutzen. Jetzt aus kurzfristigem Denken davon Abstand nehmen, wäre mehr als unklug.“ 

1.507 Betriebsrät:innen befragt

Das Meinungsforschungsinstitut IFES befragt jährlich im Auftrag von ÖGB und AK Wien Betriebsratsvorsitzende in ganz Österreich zu aktuellen Themen und Entwicklungen im Betrieb. 2024 nahmen exakt 1.507 Betriebsratsmitglieder teil. Die befragten Betriebsräte stammen quer aus allen wesentlichen Branchen. Abgesehen von Themen wie wirtschaftlicher Lage, Veränderungen im Betrieb, Arbeitsdruck und Arbeitskräftenachfrage wird bei jeder Umfrage ein zusätzliches, sich immer wieder änderndes Thema abgefragt. Dieses Mal war dies die Standortdebatte und deren Wahrnehmung im betrieblichen Alltag.

Arbeitskräftebedarf oberste Priorität

Zwei Drittel der Befragten sehen die Personalsuche als nach wie vor großes Problem für die kommenden Jahre. Das Problem betrifft nicht nur Betriebe mit einer (sehr) guten wirtschaftlichen Lage (62% der Betriebe), sondern im gleichen Ausmaß auch Betriebe, die sich zurzeit in einer schlechten wirtschaftlichen Situation wiederfinden. Auch bei der Lehrlingssuche haben vier von zehn betroffenen Unternehmen Schwierigkeiten. Vor allem in den Branchen Bauwesen und Beherbergung/Gastronomie wird es aus Sicht der Befragten in den kommenden Jahren größere Probleme geben.

Personalsuche ist größtes Problem
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Arbeitsdruck weiter auf hohem Niveau

Im Zeitvergleich der vergangenen drei Jahre bleibt der Arbeitsdruck aus Sicht der Betriebsratsvorsitzenden auf einem sehr hohen Niveau. Hier gibt es kaum Unterschiede nach Branche oder wirtschaftlichem Erfolg. Der hohe Arbeitsdruck ist u.a. auf eine angespannte Personalsituation zurückzuführen. Einher mit diesem Druck gehen betriebliche Zwänge wie vermehrte Überstunden, ständige Erreichbarkeit und ein als sehr negativ empfundenes Arbeitsklima.

Beim Standort zählen nicht nur die Kosten

Die medial sehr stark geführten Standortdebatten sind den Betriebsratsvorsitzenden zwar sehr präsent, die tatsächlich wahrgenommene Betroffenheit ist aber deutlich geringer: Während drei Viertel den Eindruck haben, dass die Standortdebatte in Österreich im vergangenen Jahr zugenommen hat, gibt nur rund ein Fünftel der Befragten an, dass ihr eigener Betrieb davon betroffen ist.

Zudem geben die Befragten an, dass eine hohe Produktqualität, Kundennähe und -betreuung, Fachkräfte und das Knowhow der Beschäftigten die Wettbewerbsfähigkeit beeinflussen. Wichtige Faktoren für einen guten Standort sind auch Personalverfügbarkeit und gute Ausbildungsmöglichkeiten. Der Aspekt der preislichen Wettbewerbsfähigkeit ist hingegen nur ein Faktor von vielen. 78% der Befragten heben auch die Wichtigkeit von politischer Stabilität und gesetzlichen Rahmenbedingungen als wesentlichen Standortfaktor hervor. 

Das ist für die Wettbewerbsfähigkeit wichtig
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Verbesserte Kommunikation 

Erfreulich ist, dass sich die Kommunikation innerhalb der Betriebe wieder verbessert – sei es die Kommunikation der Beschäftigten mit Vorgesetzten (38% Verbesserung) oder der Kolleg:innen untereinander (47% Verbesserung). 49% der Betriebsräte sehen auch eine verbesserte Kommunikation mit der Geschäftsleitung – eine besonders wichtige Basis für die Lösung der Herausforderungen in den Betrieben. 

Forderungen

„Aus diesen Ergebnissen lassen sich für uns ganz klare Maßnahmen für eine erfolgreiche Standortstrategie ableiten – kurzfristige und mittel- bis langfristige“, so ÖGB-Volkswirtschaftsexpertin Pfister. Konkret:

  • Kurzarbeit und Arbeitsstiftungen, besonders in Krisenbranchen wie der Automobilindustrie, müssen gezielt zum Einsatz kommen.

  • Die Politik muss einen klaren Plan für Standort und Beschäftigung vorlegen, um den Strukturwandel zu bewältigen.

  • Es braucht mehr Geld im sozialen Bereich, Infrastruktur und Klimaschutz, um Arbeitsplätze zu sichern und den Standort Österreich zu stärken.  

  • Österreich muss stärker auf den Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netzinfrastruktur setzen, um eine sichere Energieversorgung und leistbare Energiekosten sicherzustellen.

  • Österreich braucht eine Aus- und Weiterbildungsoffensive. Dafür sind mehr Geld für das AMS und Projekte wie der „Öko-Booster“ zur Ausbildung von Jugendlichen in Zukunftsberufen wichtig.

  • Öffentliche Auftragsvergabe an soziale und ökologische Kriterien geknüpft werden – es soll nicht nur immer der Billigstbieter den Zuschlag bekommen.

  • In den Branchen Pflege und Gesundheit braucht es mehr Geldmittel für mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung.


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