Mehr Arbeitskräfte durch bessere Arbeitsbedingungen
„Wir stehen hier, weil wir auch einmal gute Nachrichten verbreiten wollen“, sagt AK Präsidentin Renate Anderl. „Wir wollen darüber reden, wie man Arbeitszeiten und damit Arbeitsbedingungen zum Wohl und zum Profit aller gestalten kann. Wir wollen für einen größeren Kreis als eine Firma in Oberösterreich beweisen, dass das geht, wie das geht und dass das Nutzen für alle Beteiligten hat. Also: betrachten Sie das als Anleitung zum Nachmachen!“
Die Pressekonferenz mit Renate Anderl, AK Präsidentin,
Anna Arlinghaus, Ximes, und Klaus Hochreiter, Gründer eMagnetix, können Sie hier nachsehen:
Work-Life-Balance als Dimension von Wohlstand
Viele Unternehmer:innen und ihre Vertretungen klagen regelmäßig über angeblichen Arbeitskräftemangel, sie sind aber selbst nicht bereit, Entgelt und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Dabei haben sie es in der Hand: Ausbildung, Weiterbildung, gute Arbeitsbedingungen, die eine gute Work-Life-Balance ermöglichen – das nutzt allen. Immer mehr Betriebe erkennen das.
Dass Arbeitszeitverkürzung tatsächlich einen großen Anteil an Produktivität, Zufriedenheit und mehr hat, hat die Arbeiterkammer anhand eines Beispiels nun auch wissenschaftlich belegt.
Best-practice: #30sindgenug bei eMagnetix
Die Online-Marketing-Agentur eMagnetix hat 2018 als Reaktion auf einen Mangel an Bewerber:innen die 30-Stunden-Woche eingeführt, und das bei vollem Lohnausgleich. Die Arbeitszeit-Forschungs- und Beratungs-Gesellschaft XIMES hat die Umstellung mit Unterstützung der Arbeiterkammer wissenschaftlich begleitet.
Klarer Wettbewerbsvorteil
„Vor sechs Jahren hatten wir keine Chance mehr zu wachsen“, sagt Klaus Hochreiter, Geschäftsführer von eMagnetix. „Wir hatten vor Einführung der 30-Stunden-Woche 12 Mitarbeiter:innen, Ende diesen Jahres werden es 40 sein. Vor sechs Jahren hatten wir für eine Junior-Stelle zehn Bewerbungen, jetzt bis zu 100. Für eine Senior-Stelle hatten wir vor zehn Jahren keine Bewerbung, jetzt bis zu 80. Das ist absoluter Luxus und ein klarer Wettbewerbsvorteil. Andere bekommen keine einzige Bewerbung.“
Attraktive Arbeitsbedingungen
„Aber vor allem können wir mit diesen attraktiven Arbeitsbedingungen die Mitarbeiter:innen auch halten. Sie sagen klar: Ich will nie wieder 40 Stunden pro Woche arbeiten. Wir haben daher auch eine sehr niedrige Fluktuation was für das Unternehmen einen weiteren Vorteil darstellt. Denn eine durchschnittliche Fluktuation in unserer Unternehmensgröße verursacht laut Studien Kosten von ca. 15.000 Euro. Die 30-Stunden-Woche war auch ein großer Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit. Der Gender Pay Gap liegt bei uns bei null. Da schlummert in Zeiten von Fachkräftemangel sehr viel Potenzial.“
Produktivität wuchs um 34 Prozent
Hochreiter: „Der Großteil geht auf die 30-Stunden-Woche zurück.“ Eine Rücknahme der 30-Stunden-Woche während der Corona-Pandemie kam nicht infrage. „In den ersten Wochen und Monaten gab es auch bei uns viel Unsicherheit. Das hat sich aber rasch erledigt. Unsere Branche hat von dem Digitalisierungsschub infolge der Pandemie profitiert.“
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