Portrait einer älteren Dame
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Frauen-Pensionsantritte: Gesunde Berufslaufbahnen ermöglichen!

Die Alarmglocken schrillen: ein großer Teil der Frauen geht nicht direkt aus der Erwerbstätigkeit in die Alterspension! Wie die Datenlage zeigt, wechselt jede 3. Frau nicht direkt aus der Erwerbstätigkeit in die Alterspension. Bei den Arbeiterinnen geht sogar nur jede 2. direkt aus dem Job in die Pension! 

Ein großer Teil der Unternehmen schafft es folglich nicht, den Frauen adäquate Beschäftigungsmöglichkeiten bis zur Pension zu bieten – vor dem Hintergrund, dass das Antrittsalter der Frauen ab 2024 angehoben wird, umso alarmierender.

„Höchste Eisenbahn, dass etwas getan wird. Wir brauchen Arbeitsbedingungen, die es Frauen ermöglichen, direkt in die Pension zu wechseln. Denn sonst ist der Altersarmut Tür und Tor geöffnet“, fordern AK Präsidentin Renate Anderl und ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schuman. 

Pensionsantritte: Es besteht Handlungsbedarf!

Eine Sonderauswertung des Sozialministeriums aller Pensionsantritte im Jahr 2021 zeigt die Unterschiede beim Übertritt von der Erwerbstätigkeit in die Pension zwischen Frauen und Männern sowie zwischen Arbeitnehmer:innen und Selbständigen. Auch wurden die verschiedenen Pensionsarten (Alterspension, Invaliditätspension) näher betrachtet.  

Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze:  

  • Im Gesamtdurchschnitt von Männern und Frauen gehen Pensionsbezieher:innen, die eine Alterspension antreten, zu rund 70 % direkt nach einem aktiven Beschäftigungsverhältnis in die Alterspension. 
  • In der gesamten Pensionsversicherung sind vor dem Übertritt in die Alterspension von insgesamt rd 32.000 Männern mehr als drei Viertel (76,1%) noch in Beschäftigung. 
  • Bei den Unselbständig Beschäftigten stehen im Durchschnitt fast 75 % der Männer vor Pensionsantritt in einem aktiven Dienstverhältnis, fast 20 % beziehen gleichzeitig Altersteilzeitgeld. 
  • Der Übertritt in eine Alterspension zeigt bei den Frauen im Vergleich zu den Männern ein völlig anderes Bild. Frauen sind zum einen wesentlich seltener in Beschäftigung, und zum anderen weisen sie häufiger als Männer Versicherungslücken vor der Pension auf.

    In der gesamten Pensionsversicherung sind von insgesamt fast 43.000 Frauen, die eine Alterspension zuerkannt bekommen, 69,3 % vor Antritt der Pension in einem Beschäftigungsverhältnis. Folglich geht fast jede 3. Frau nicht direkt aus dem Job in die Alterspension
  • Auch zwischen Arbeiterinnen und Angestellten sind die Unterschiede beachtlich! Es sind mehr als die Hälfte der Arbeiterinnen vor Antritt der Pension erwerbstätig (56 % inkl. Altersteilzeitgeld) und rund ein Viertel der Frauen (24,1%) ist arbeitslos (Arbeitslosengeld: 7,4%, Notstandshilfebezug: 16,7%). Das heißt – bei den Arbeiterinnen gehen nur knapp mehr als die Hälfte aus der Beschäftigung direkt in die Alterspension! 
  • Bei den Angestellten sind 75 % der Frauen vor Antritt der Pension noch in Beschäftigung.

  • Das Pensionsantrittsalter von Frauen steigt. Gingen 2010 Frauen mit durchschnittlich 59,3 Jahren in Alterspension, lag dieser Wert 2022 bereits bei 60,7 Jahren. Vor dem Hintergrund der Erhöhung des Frauenpensionsantrittsalters ist ein besonderes Augenmerk auf die Arbeitsbedingungen zu legen, um Frauen einen längeren und gesunden Verbleib im Arbeitsleben zu ermöglichen.   

Alternsgerechte Arbeitsbedingungen!

  • Die Arbeitsbedingungen sind in frauendominierten Berufen besonders belastend. Beschäftigte in der Pflege, im Einzelhandel und der Kinderbetreuung berichten von besonders hohen psychosozialen Arbeitsbedingungen, Beschäftigte in der Reinigung von besonders hohen körperlichen und psychosozialen Arbeitsbeanspruchungen.
     
  • Mehr als die Hälfte der Frauen über 45 Jahre kann sich laut einer Sonderauswertung des Arbeitsklimaindex nicht vorstellen, im aktuellen Beruf bis zum gesetzlichen Pensionsantrittsalter durchzuhalten. Weitaus mehr sind es in folgenden Branchen, in denen hauptsächlich Frauen beschäftigt sind:
Altenpflege & Behindertenbetreuung:  73 Prozent
Reinigungskräfte: 66 Prozent
Pflege und medizinische Betreuung:  62 Prozent

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Notwendige Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen

Gefordert sind die Betriebe:  

  • Arbeitsbedingungen alternsgerecht gestalten 

    Bessere Arbeitsbedingungen sind eine zentrale Voraussetzung für einen längeren Verbleib im Arbeitsleben. Allerdings schaffen die wenigsten Unternehmen die Voraussetzungen für alternsgerechte Arbeitsbedingungen. Arbeitszeiten erlauben oft keine ausreichenden Erholungspausen oder erschweren die Vereinbarkeit von Familie/Freizeit und Berufsleben. An diesen Schrauben ist zu drehen:
    • Betriebliche Gesundheitsangebote (müssen bekannt und in der Arbeitszeit nutzbar sein)
    • Altersadäquate Arbeitszeitmodelle (Lage der Arbeitszeit, ausreichende Erholungspausen)
    • Veränderte Arbeitsorganisation (schweres Heben vermeiden, Arbeitsintensität verringern, bessere Personalplanung, die eine dauerhafte Überbeanspruchung der ArbeitnehmerInnen vermeidet, innovative Arbeitszeitmodelle, die nachteilige Erwerbsmuster von Frauen und Männern aufbrechen)

  • Abbau von negativen Stereotypen gegenüber älteren Beschäftigten
    (z.B. bei Beschäftigungsaufnahme und Weiterbildung) 

  • Berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten für ältere Arbeitnehmerinnen
    Die Beschäftigungschancen für ältere Arbeitnehmerinnen können durch betriebliche und außerbetriebliche Weiterbildung verbesserten werden. Dies ist auch in Hinblick auf den digitalen Wandel entscheidend.

Gefordert sind auch (Arbeitsmarkt-)Politik und Gesetzgeber:  

  • Anpassungen bei der kontinuierlichen Altersteilzeit mit dem Ziel einer leichteren Inanspruchnahme  

  • Gemeinsame Anstrengungen von allen relevanten AkteurInnen im Zusammenhang mit der Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters (u.a. Arbeitgeber:innen, Beschäftigte, Betriebsräte), inklusive Informationsoffensive zuständiger Bundesministerien und der Pensionsversicherungsanstalt für Betroffene.  

  • Die Beschäftigung älterer Arbeitnehmerinnen durch ein Angebot qualitativer und leistbarer Pflege fördern 

Wenn ältere Arbeitnehmerinnen die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger übernehmen, führt das oft dazu, dass die berufliche Tätigkeit eingeschränkt oder aufgegeben wird. Der Ausbau von Pflegeangeboten ist eine wichtige Rahmenbedingung für die Erwerbstätigkeit älterer Arbeitnehmerinnen. Eine Pflegereform, die ein leistbares und qualitatives Angebot an Pflege für die Familien sicherstellt, muss endlich umgesetzt werden.    

  • Die Arbeitsmarktintegration älterer Arbeitnehmerinnen durch den Ausbau flächendeckender, leistbarer und hochqualitativer Kinderbetreuungseinrichtungen stärken

Oft übernehmen ältere Arbeitnehmerinnen die Betreuung der Enkelkinder, wenn Kinderbetreuungseinrichtungen gar nicht oder nicht mit passenden Öffnungszeiten zur Verfügung stehen. Bund, Länder und Gemeinden sind gefordert, endlich ein ausreichendes bundesweites Angebot an Kinderbetreuung zu schaffen.  

  • Maßnahmen zur Bekämpfung der Langzeit- und Altersarbeitslosigkeit

Die stark steigende Langzeitarbeitslosigkeit wird mit einer Jobgarantie nach dem AK-Modell „Chance 45“ bekämpft. Dabei werden verschiedene Arbeitsmarktinstrumente systematisch zusammengeführt, und insbesondere die Wiederbeschäftigung Langzeitarbeitsloser (ab einem Alter von 45 Jahren) mittels kollektivvertraglich entlohnter Dauerarbeitsplätze in gemeinnützigen Dienstleistungen gefördert.  

  • Innovative Formen von Arbeitszeitverkürzungen 

Maßnahmen zur Verkürzung der Arbeitszeit (z.B. leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche, Anspruch auf 4-Tage-Woche, Freizeitoption in Kollektivverträgen) tragen dazu bei, den materiellen Wohlstand in Zeitwohlstand umzuwandeln und bezahlte (und unbezahlte) Arbeit gerechter zu verteilen.  Eine Mehrheit der ÖsterreicherInnen befürwortet laut einer Umfrage von SORA eine Arbeitszeitverkürzung. Eine „gesunde Vollzeit“ mit reduzierter Wochenarbeitszeit und das Modell der „Familienarbeitszeit“ zur gerechteren Aufteilung der bezahlten und der Carearbeit in Familien sind innovative Modelle der Arbeitszeitverkürzung.  

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