29.8.2019

AK erreichte 19.000 Euro Nachzahlung

Zunächst freute sich Nils A., als er in einer Handelskette zu arbeiten anfing, die in Österreich neu aufgebaut werden sollte: Er hatte eine spannende Position versprochen bekommen. Doch mit der Zeit wurde ihm klar, dass sein All-In-Vertrag seine Überstunden bei Weitem nicht abdecken konnte. Schließlich arbeitete er an sechs Tagen in der Woche, fünf davon 12 Stunden und länger. Nils A. ging zur Arbeiterkammer.

„Wir haben 19.000 Euro Nachzahlung für den Arbeitnehmer erreicht“, so AK Präsidentin Renate Anderl. Sie fordert ein Überstunden-Doppel: „Wer Überstundenentgelt mutwillig vorenthält, soll künftig das Doppelte zahlen müssen und nicht nur das, was er ohnehin schuldig ist. Überlange Arbeitszeiten kosten Geld, Freizeit und Gesundheit. Irgendwann muss auch einmal Schluss sein. Menschenwürdige Arbeitszeiten sind eine Frage des Respekts gegenüber den ArbeitnehmerInnen. Wir brauchen dringend eine Arbeitszeitverkürzung, die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche ist dazu ein erster wichtiger Schritt.“ 

Nils A. musste mehr als 12 Std. täglich arbeiten

Bei seiner Einstellung war Nils A. die Position eines Rayonsleiters zugesagt worden, inklusive Dienstwagen. „Ziel war, eine Handelskette in Österreich aufzubauen. Das habe ich schon vorher gemacht, ich war begeistert.“ Doch er blieb in der Position eines Filialleiters stecken. Einen Stellvertreter bekam er nicht, also konnte er keine seiner Aufgaben delegieren und blieb schlussendlich über, musste an fünf von sechs Arbeitstagen in der Woche mehr als 12 Stunden arbeiten.

Als die ihm versprochene Position schließlich mit jemandem aus der deutschen Zentrale besetzt wurde, stellte Nils A. den Geschäftsführer zur Rede. Der entschuldigte sich kurz, um zu telefonieren. Zurück kam er mit einem Kündigungsschreiben. Nils A. holte sich Hilfe bei der Arbeiterkammer, und ließ dem Arbeitgeber vorrechnen, dass das All-In-Gehalt seine Überstunden bei Weitem nicht abgedeckt hatte. In einem außergerichtlichen Vergleich konnte die AK 19.000 Euro für den Arbeitnehmer herausholen. 

AK fordert ein Überstunden-Doppel

AK Präsidentin Anderl sagt: „Wenn der Arbeitnehmer die AK nicht eingeschaltet hätte, hätte das Unternehmen das Überstundenentgelt einfach eingesteckt. Es muss endlich eine wirksame Sanktion geben. Derzeit müssen die Unternehmen nur nachzahlen, was sie sowieso schuldig geblieben sind. Im Vorjahr wurden so 43 Millionen Mehr- und Überstunden weder mit Zeit noch mit Geld abgegolten. Deshalb fordere ich ein Überstunden-Doppel.“

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