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In den vergangenen Wochen war viel von „Heldinnen und Helden der Arbeit“ die Rede.
Die Krise hat ein helles Licht darauf geworfen, wie unverzichtbar die Arbeit dieser Menschen für die Gesellschaft ist: Beschäftigte in den Gesundheitsberufen, im Handel, in der Reinigung, in der Kinder- und der 24-Stunden-Betreuung, im Transportwesen oder bei Lieferdiensten halten das Land am Laufen.
In vielen dieser Berufe sind allerdings die Arbeitsbedingungen schlecht und das Lohnniveau niedrig. Und: Viele der beklatschten Heldinnen sind Frauen und Migrantinnen.
Eine Auswertung des Österreichischen Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer Oberösterreich durch SORA zeigt im Detail, wer diese Beschäftigen sind und unter welchen Bedingungen sie arbeiten. Die folgenden Ergebnisse beruhen auf Repräsentativbefragungen von jährlich rund 4.000 unselbständig Erwerbstätigen ab 15 Jahren in Österreich.
In Summe arbeiten rund eine Million Beschäftigte in den sogenannten „systemrelevanten“ Berufen. Alleine die drei Bereiche Einzelhandel, Reinigung und Lehrerin/Lehrer umfassen mehr als die Hälfte dieser Beschäftigten.
In acht von elf Berufen arbeiten überwiegend Frauen. Oftmals haben die Beschäftigen Migrationshintergrund: 56 Prozent aller Reinigungskräfte und 22 Prozent aller Kassakräfte und RegalbetreuerInnen haben laut Statistik Austria (2018) Migrationshintergrund, sie stammen meist aus der Türkei oder den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien, zunehmend auch aus Osteuropa.
Diese LeistungsträgerInnen stellen hierzulande ihre Arbeitskraft zur Verfügung, sie haben sich auch entsprechende Rechte verdient. Wer hier arbeitet, muss einen fairen Zugang zu Sozialleistungen bekommen und darf nicht durch willkürliche Hürden behindert werden. Beschäftigte, die sich dafür entscheiden dauerhaft in Österreich zu bleiben, sollen leichter ÖsterreicherInnen werden können. Die Leistung der Beschäftigten verdient Anerkennung, unabhängig von ihrer Herkunft.
Beschäftigte in der Reinigungsbranche sind am stärksten von potenziell prekären Arbeitsverträgen betroffen, nämlich geringfügiger Beschäftigung (14 Prozent) oder Leiharbeit (8 Prozent). Auch Beschäftigte in der Altenpflege und Behindertenbetreuung sowie im Einzelhandel sind häufiger geringfügig, befristet oder als LeiharbeiterIn beschäftigt.
Die geringfügig Beschäftigten sind oft die ersten, die ihre Arbeit verlieren und haben keine Arbeitslosenversicherung. LeiharbeiterInnen werden oft als ArbeitnehmerInnen 2. Klasse behandelt und müssen manchmal jahrelang auf eine Übernahme durch den Beschäftiger-Betrieb warten. Zudem sind in atypischen Arbeitsverhältnissen die Chancen auf berufliche Weiterbildung und Aufstiegsmöglichkeiten deutlich schlechter.
Von elf als „systemrelevant“ eingestuften Berufsgruppen haben ausgerechnet jene fünf Gruppen, in denen der Frauenanteil am höchsten ist, Einkommen unter dem österreichischen Durchschnitt.
Am unteren Ende befinden sich Reinigungskräfte und Einzelhandelsangestellte, sie verdienen im Schnitt weniger als 1.300 Euro netto/Monat. Vor allem Reinigungskräfte (76 Prozent) und Kassakräfte/RegalbetreuerInnen (70 Prozent) kommen mit ihren Einkommen nur knapp oder nicht aus. In diesen Berufen ist der Frauen- und MigrantInnen-Anteil besonders hoch. Die geringeren Arbeitsstunden erklären die geringeren Einkommen nur zum Teil.
Für die meisten Handelsangestellten gehört der Samstag zur Arbeitswoche. Pflegebedienstete, Ärzte und Ärztinnen und Beschäftigte der öffentlichen Sicherheit müssen mehrheitlich auch sonntags oder nachts ihren Dienst verrichten. Die Überschreitung der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit gehört für viele zum Alltag. 8 von 10 Beschäftigten in der öffentlichen Sicherheit und in Lieferdiensten müssen zumindest gelegentlich Überstunden machen, 7 von 10 in Gesundheit und Pflege und fast ebenso viele Handelsangestellte.
Rund ein Drittel der Beschäftigten in den systemrelevanten Berufen lebt mit mindestens einem Kind unter 14 Jahren im Haushalt. Für sie sind diese Arbeitszeiten besonders schwierig. 39 Prozent aller berufstätigen Eltern in der Altenpflege und Behindertenbetreuung und rund ein Drittel der BerufsfahrerInnen sowie Handelsbeschäftigten sagen, dass sich ihr Beruf mit der Kinderbetreuung nur mittel bis schlecht vereinbaren lässt. Dementsprechend ist der Wunsch nach planbareren Arbeitszeiten und weniger Überstunden groß.
Hoher Zeitdruck und starke psychische Belastungen betreffen besonders Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte. Durch die hohen Arbeitsbelastungen glauben viele Beschäftigte in den systemrelevanten Berufen nicht, ihre Berufe bis zur Pension ausüben zu können. Mehr als 6 von 10 der über 45-jährigen Beschäftigten in der Pflege, der medizinischen Betreuung und der Reinigung und sogar 7 von 10 in der Altenpflege und Behindertenbetreuung halten es für unwahrscheinlich, bis zum Pensionsantrittsalter durcharbeiten zu können.
Faire Entlohnung:
Kürzere und planbare Arbeitszeiten:
Faire Arbeitsbedingungen:
Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen verbessern:
Rechte für LeistungsträgerInnen:
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